Behauptungen als Antworten

Video verdreht RKI-Aussagen ins Gegenteil

24.11.2022, 15:25 (CET)

Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) warnt angeblich vor Impfungen. Diesen Eindruck erweckt ein kurzes Video, das bei Facebook geteilt wird. Tatsächlich ist die Botschaft eine völlig andere.

In einem Facebook-Post wird behauptet, wenn man die App «Google Assistant» frage, ob Impfungen gefährlich seien, würden einem Warnungen des RKI vor schweren Nebenwirkungen von Impfungen vorgelesen. Beispielsweise vor unkalkulierbaren Risiken und gefährlichen Chemikalien.

Bewertung

Das Kurz-Video gibt nicht die Ansicht des RKI wieder. Die Computerstimme liest lediglich eine Reihe von Behauptungen von Impfgegnern vor, die das RKI auf seiner Webseite entkräftet.

Fakten

In einem in Luxemburg geteilten Facebook-Post wird ein 28 Sekunden kurzes Video verbreitet. «Google spricht über Gifte in den Impfstoffen», heißt es dazu in luxemburgischer Sprache. In dem Video ist ein Smartphone zu sehen, auf dem die App «Google Assistant» läuft. Diese App erlaubt es, per Spracheingabe mit Google zu kommunizieren.

In dem Video fragt eine Männerstimme: «Sind Impfungen gefährlich?». Daraufhin antwortet die Frauenstimme der App: «Laut RKI: 13. Die Nebenwirkungen und Risiken von Impfungen sind unkalkulierbar. 14. Impfstoffe enthalten gefährliche Chemikalien, mit denen die Kinder wissentlich vergiftet werden. 15. Bei der Impfstoffherstellung kann es zu Verunreinigungen kommen, die für Erkrankungen wie BSE, Aids oder Krebs verantwortlich sind.»

Tatsächlich handelt es sich bei diesen Aussagen entgegen der Behauptung «laut RKI» nicht um die Auffassung des Robert Koch-Instituts. Diese Bedenken gegen das Impfen werden auf der Webseite des Instituts lediglich referiert, um anschließend dazu wissenschaftlich Stellung zu nehmen.

Es geht auf dieser Webseite um «Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen» mit Stand vom 22.4.2016, die im Jahr 2007 erstmals veröffentlicht wurden. In dem Video werden drei dieser Behauptungen vorgelesen. Aufgelistet sind insgesamt 20 der gängigsten Behauptungen von Skeptikern von Nummer 1 («Die Wirksamkeit von Impfungen wurde niemals belegt») bis zu Nummer 20 («Mit Impfungen will die Pharmaindustrie nur Geschäfte machen»). Jede dieser 20 Behauptungen kann angeklickt werden, um die Antwort des RKI zu sehen.

Zu Punkt 13 («Die Nebenwirkungen und Risiken von Impfungen sind unkalkulierbar») gibt es beispielsweise Informationen zu falschen Behauptungen über angebliche Nebenwirkungen der Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Unbestritten sei, dass Impfstoffe Nebenwirkungen haben könnten, doch könne es auch einen nur zeitlichen und nicht ursächlichen Zusammenhang geben. Impfstoffe unterlägen kontinuierlichen Sicherheitskontrollen.

Mit der Aufzählung der Bedenken der Impfgegner macht sich das RKI diese Bedenken nicht zu eigen - sondern versucht, diese zu entkräften und zu erläutern. Was der «Google Assistant» in dem fraglichen Kurz-Video vorliest, verdreht also die tatsächliche Position des RKI zum Impfen in ihr Gegenteil.

(Stand: 24.11.2022)

Links

Facebook-Post, archiviert

Über Google Assistant, archiviert

Webseite RKI, archiviert

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