Kein Bezug zur Bundeswehr

Der rosarote Panzer fuhr bei englischer Pride Parade

15.11.2022, 10:41 (CET), letztes Update: 15.11.2022, 10:42 (CET)

Nichts ist so absurd, dass es nicht als Lügengeschichte in sozialen Netzwerken verbreitet werden könnte. Das 15 Jahre alte Foto eines rosafarbenen Panzers wird nun dem deutschen Militär zugeschrieben.

Die deutsche Bundeswehr wirbt, wenn man einem Facebook-Post glauben mag, mit einem rosarot angestrichenen Panzer für sich. Das Fahrzeug, auf dem sich ebenfalls stark in Pink gekleidete Frauen eher unmilitärisch positioniert haben, sei Teil eines neuen Fernseh-Werbespots, wird behauptet.

Bewertung

Der rosarote Panzer hat mit der Bundeswehr nichts zu tun. Es gibt auch keinen derartigen Werbefilm.

Fakten

In einem Facebook-Post behauptet der Verfasser, er habe gerade einen Werbespot im deutschen Fernsehsender Kabel Eins gesehen. «Das kann man sich nicht ausdenken», schreibt er. «Titel "Unsere Bundeswehr". Die Plüscharmee in Aktion. Und wieder ein Brüller aus Absurdistan.» Das beigefügte Foto zeigt den rosaroten Panzer, auf dem neben fünf Frauen auch mindestens drei Plüschtiere zu sehen sind, auf einer von Schaulustigen gesäumten Straße. Darüber steht als Titel: «Deutschland kommt in Ukraine an».

Tatsächlich hat das Foto weder mit Deutschland noch mit der Ukraine irgendetwas zu tun. Vielmehr wurde es am 25. August 2007 während der «Manchester Pride Parade» aufgenommen - und zwar an der Ecke Liverpool Road und Deansgate vor dem spanischen Kulturinstitut, dessen Fassade hinten rechts im Bild noch erkennbar ist.

Die Manchester Pride Parade findet jährlich statt und gehört zu den größten Treffen von homosexuellen, lesbischen und transgender Menschen. Das britische BBC-Fernsehen berichtete am 25. August 2007 über diese Veranstaltung. Im Internet wurde der Bericht von der BBC mit einem Bild des rosafarbenen Panzers illustriert. Die Panzer-Besatzung - Frauen und Plüschtiere - ist mit jener des Facebook-Posts identisch.

Der Panzer - der eigentlich kein Panzer, sondern eine alte Haubitze des britischen Typs FV433 Abbot ist - ist mindestens seit 2005 auf einer ganzen Reihe von ähnlichen Veranstaltungen zu sehen gewesen. 2005 warb er ebenfalls in Manchester im Auftrag von «Amnesty International» mit dem Slogan «Liebe ist ein Menschenrecht» (Love is a Human Right).

Das ungewöhnlich gefärbte Kettenfahrzeug hat auch schon in anderen Ländern dafür herhalten müssen, vor dem Hintergrund des russischen Einmarsches in die Ukraine Hohn und Spott über die Streitkräfte des Westens auszuschütten. Mit dem gleichen Foto wurde im Februar kurz nach der russischen Invasion in einem Facebook-Post dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ironisch zugerufen: «Sprich Dein letztes Gebet, Putin. Manu (Emmanuel Macron) und seine Armee kommen.»

In dem jetzt in Luxemburg verbreiteten Post wird auf zwei aktuelle Ereignisse Bezug genommen - die tatsächlich aber mit dem rosafarbenen Panzer nichts zu tun haben. Die Bundeswehr hatte im August erstmals seit 2016 eine neue Werbekampagne mit fünf kurzen Video-Spots vorgestellt, in der junge Soldatinnen und Soldaten ihre Motivation für den Dienst an der Waffe darlegen.

Außerdem hat der Sender Kabel Eins unter dem Titel «Unsere Bundeswehr: Missionen, Menschen, Emotionen» tatsächlich im Oktober eine Reportagereihe über die Bundeswehr begonnen. Ein rosaroter Panzer kommt aber auch dort nicht vor.

(Stand 15.11.2022)

Links

Facebook-Post, archiviert

Ort bei Google Maps

Spanisches Kulturinstitut bei Google Street View

BBC-Bericht, archiviert

Online Tank Museum, archiviert

Facebook-Post Frankreich, archiviert

Werbekampagne der Bundeswehr, archiviert

Reportagereihe Kabel Eins, archiviert

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