Klares Dementi

Lauterbach-Tweet zur Impfpflicht ist gefälscht

09.09.2022, 13:01 (CEST), letztes Update: 09.09.2022, 13:07 (CEST)

Dem Screenshot von einem angeblichen Tweet ist stets zu misstrauen. Er lässt sich leicht fälschen. Das geschah auch mit einer Nachricht, die Karl Lauterbach zugeschrieben war.

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gilt manchen Gegnern der Covid-19-Impfung als Inkarnation des Bösen. Er wolle nach wie vor eine Impfpflicht - und zwar nicht aus gesundheitlichen, sondern aus politischen Gründen. Dies jedenfalls wird in sozialen Netzwerken mit Hilfe eines angeblichen Tweets Lauterbachs behauptet.

Bewertung

Lauterbachs Twitter-Botschaft ist gefälscht. Es gibt keine Belege für die Echtheit des Tweets.

Fakten

In einem Facebook-Post vom 8. September heißt es in luxemburgischer Sprache, Lauterbach - der als «Klabauter Ding» bezeichnet wird - habe mal wieder etwas geschrieben. Und das spreche ja für sich. Diese Behauptung ist mit einem Screenshot eines angeblichen Tweets des Ministers vom April 2022 verbunden.

Der Text des angeblichen Lauterbach-Tweets lautet: «Um die Demokratie in Deutschland zu retten, ist es nach wie vor wichtig, die Impfpflicht durchzusetzen. Denn keine Impfpflicht bedeutet einen Sieg für die rechtsextreme AfD. Medizinische Gründe sind hier sekundär, primär sind die politischen Gründe.»

Eine Suche nach diesem angeblichen Tweet in Lauterbachs Twitter-Timeline ist erfolglos. Mit den Suchbegriffen «Demokratie» und «Impfpflicht» gibt es keine Treffer. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte bereits am 14. April 2022 der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin, Lauterbach habe niemals einen solchen Tweet abgesetzt: «Der Tweet ist ein Fake.»

Die Fälscher des Tweets waren nachlässig. Ihnen entging offensichtlich, dass Lauterbach sein Twitter-Profil geändert hat, seit er am 8. Dezember 2021 Mitglied der Bundesregierung von Bundeskanzler Olaf Scholz wurde. Spätestens seit dem 13. Dezember firmiert er nämlich als «Prof. Karl Lauterbach». Noch am 7. Dezember war sein Twittername schlicht «Karl Lauterbach».

Screenshots von angeblichen Tweets können sehr leicht gefälscht werden. Das Austauschen von Text auf einem Bildschirm ist problemlos an jedem Computer möglich. Deswegen empfiehlt sich die Sicherung von Materialien aus dem Internet in entsprechendenArchiven, in denen nicht nur das Bildschirmfoto gespeichert wird, sondern auch die dazugehörigen Daten.

(Stand: 9.9.2022)

Links

Facebook-Post, archiviert

Twitter-Suche, archiviert

Lauterbach-Twitter-Profil am 7.12.2021 (archiviert)

Lauterbach-Twitter-Profil am 13.12.2021 (archiviert)

Internetarchiv WaybackMachine

Internetarchiv archive.today

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