Wind weht magnetischen Staub aus Nordafrika nach Europa

18.3.2022, 15:34 (CET)

Starker Wind treibt derzeit große Mengen Staub aus der Sahara Nordafrika nach Europa. Dies ist ein alle Jahre wiederkehrendes Wetterphänomen. Könnte es aber sein, dass es sich gar nicht um Sahara-Staub handelt, sondern vielmehr um giftige Chemikalien? Solche, die angeblich auch in Corona-Impfstoffen enthalten sind? Manche hegen diesen Verdacht, denn der Sahara-Staub ist magnetisch.

Bewertung

Staub aus der Sahara kann magnetisch sein. Magnetische Reaktionen von Staub sind kein Indiz für giftige Bestandteile.

Fakten

Auf Facebook wird ein Post verbreitet, der anzweifelt, dass der Staub, der derzeit beispielsweise auf viele Autos legt, wirklich aus der Sahara stammt. In dem Video ist zu sehen, wie ein Mann Staub von einer Autoscheibe abgekratzt, auf einem weißen Papier sammelt und dann einen Magneten unter das Papier hält. Teile des Staubs reagieren deutlich auf die Bewegungen des Magneten.

In dem Video sagt dann (Minute 0:52) die Stimme der Person, die das Blatt Papier und den Magneten in der Hand hält: «Was für ein Scheißdreck, dass sie sagen, dass das Saharastaub sein soll.» Die Person teilt auch sofort die eigene Analyse des Staubs mit: «Stickstoffdioxid, Graphenoxid und Aluminium und sonstige Schwermetalle sind das.»

Diese Blitzanalyse darf schon deswegen als gewagt gelten, weil Aluminium wieder magnetisch noch ein Schwermetall ist. Stickstoffstoffdioxid (NO2) ist ein Gas, das allerdings beim Umweltbundesamt als «Vorläufersubstanz» für die Bildung von Feinstaub gilt. Dieser Feinstaub sei dann wesentlich gesundheitsschädlicher als Stickstoffdioxid.

Graphenoxid ist ein sogenanntes Nanomaterial, das unter anderem in Sensoren, Beschichtungen und auch in der Biomedizin verwendet wird. Bei Verschwörungsgläubigen gilt Graphenoxid als Stoff, der angeblich in Impfstoffen gegen Covid-19 enthalten ist. Der Tatsache, dass Graphenoxid nirgends als Inhaltsstoff dieses Impfstoffs angegeben wird, begegnen Anhänger dieser Theorie mit der Behauptung, es handele sich um einen «Firmengeheimnis». Nach wie vor gibt es keine Beweise dafür, dass Graphenoxid im BionTech/Pfizer-Impfstoff enthalten ist.

In einem anderen Facebook-Post wird die Verschwörungserzählung deutlicher ausgesprochen. «Es ist kein Saharastaub», heißt es dort. «Das Zeug reagiert magnetisch und ist eine Bakterienschleuder plus diverser anderer Schadstoffe (Schwefeldioxyd u.a.).» In dem Zusammenhang wird auf Geoengineering verwiesen, also auf die Beeinflussung des Wetters beispielsweise durch das Ausbringen von Chemikalien. «Nichts geschieht hier zufällig. Schon gar nicht das Wetter», raunt der Post geheimnisvoll.

Tatsächlich ist die magnetische Reaktion des Sahara-Staubes einfach erklärbar. Nach Angaben des Lexikons der Geowissenschaften gibt es eine ganze Reihe von Gesteinen mit magnetischen Eigenschaften. Als wichtigste magnetische Mineralien gelten der Magnetit, die Titanomagnetite und der Magnetkies.

Wenn beispielsweise das Magnetit-Gestein durch Verwitterung zum Staub wird, bleibt jedes einzelne Staubkorn dieses Gesteins magnetisch. Dies kann sogar an den deutschen Ostseestränden beobachtet werden - wo der leichte, helle Quarzsand vom Meer weggespült wird und ein schwerer, dunkler Magnetitsand liegen bleibt. Dieser Sand wird vom Magneten angezogen. Kinder können etwa im Bremer Wissenschaftsmuseum «Universum» mit magnetischem Sand experimentieren. Eine ausführliche Erläuterung zu Entstehung und Eigenschaften von magnetischem Sand findet sich auf der Webseite Chemieunterricht.de

Magnetit kommt praktisch auf der gesamten Erde vor, auch in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. Große Vorkommen gibt es laut Mineralienatlas auch in Marokko am Nordrand der Sahara, wo Magnetit vor allem im Hohen Atlasgebirge gefunden wird. Wenn sein Staub nicht gerade auf Autoscheiben in Europa geweht wird.

(Stand: 18.03.2022)

Links

Facebook-Post, archiviert

Umweltbundesamt, archiviert

Nanomaterial, archiviert

Webseite Verschwörung Graphenoxid, archiviert

Facebook-Post 2, archiviert

dpa-Faktencheck zu Graphenoxid I

dpa-Faktencheck zu Graphenoxid II

Lexikon der Geowissenschaften, archiviert

Chemieunterricht.de, archiviert

Wissenschaftsmuseum «Universum», archiviert

Mineralienatlas, archiviert

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