EMA-Datenbank gibt keine Auskunft über Sterbefälle bei Kindern
7.12.2021, 11:57 (CET)
Seit Beginn der Impfungen gegen COVID-19 sind in Europa angeblich 79 Kinder im Alter bis zu 17 Jahren an den Folgen der Impfung gestorben. Dies jedenfalls wird in sozialen Medien unter Berufung auf das europäische Forum für Impfstoff-Vigilanz (EFVV) behauptet.
Bewertung
Die Behauptung ist falsch. Eine Datenbank der Europäischen Arzneimittelagentur EMA über gemeldete Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen gibt weder Auskunft über nachgewiesene Nebenwirkungen noch über die Kausalität von Todesfällen.
Fakten
In einem in Luxemburg verbreiteten Facebook-Post wird eine Grafik mit dem Logo der EFVV geteilt, die sich auf die EMA-Datenbank beruft. Darin wird behauptet, dass bis zum 6. Dezember 2021 insgesamt 79 Kinder bis zum Alter von 17 Jahren «an den Folgen der Impfung» gegen Corona gestorben seien. Dies seien 7 mehr als noch eine Woche zuvor. Die Grafik mit Link zum Europäischen Forum für Impfstoff-Vigilanz EFVV wird mit dem Hinweis in luxemburgischer Sprache geteilt: «Alles mal durchlesen».
Tatsächlich befasst sich die Datenbank der Europäischen Arzneimittelagentur über gemeldete Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen - wie der Name vermuten lässt - mit reinen Verdachtsmeldungen zu Arzneimittelnebenwirkungen. Auf der Webseite der Datenbank wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Verdachtsfälle von Nebenwirkungen «nicht notwendigerweise mit dem Arzneimittel in Zusammenhang stehen oder von ihm verursacht wurden».
Zudem wird betont: «Angaben zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen dürfen nicht so verstanden werden, als hätte das Arzneimittel oder der Wirkstoff die beobachtete Wirkung verursacht oder als sei das Arzneimittel oder der Wirkstoff nicht sicher in der Anwendung.» Erst die detaillierte Auswertung und wissenschaftliche Überprüfung aller verfügbaren Daten erlaube es, belastbare Schlussfolgerungen über Nutzen und Risiken eines Arzneimittels zu ziehen.
Die Daten würden veröffentlicht, damit auch Interessengruppen auf jene Informationen zugreifen könnten, die die Regulierungsbehörden bei der Prüfung der Sicherheit von Arzneimitteln heranziehen.
Zur Interpretation der Einträge über Verdachtsfälle heißt es an anderer Stelle der Webseite, die möglichen Nebenwirkungen müssten «mit dem Arzneimittel nicht unbedingt in Zusammenhang stehen oder von ihm ausgelöst worden sein». Alle Arzneimittel könnten Nebenwirkungen verursachen, die meisten Patienten nehmen Arzneimittel ein, ohne dass bei ihnen Nebenwirkungen auftreten.
Nebenwirkungen könnten auch von anderen Faktoren ausgelöst sein, beispielsweise durch die Erkrankung oder durch eine Wechselwirkung mehrerer Medikamente. Die Informationen der Datenbank könnten «nicht herangezogen werden um die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, mit der eine Nebenwirkung auftritt». Die Daten seien «nur ein Teil der Informationen», die von den Behörden verwendet würden, um Nutzen und Risiken eines Arzneimittels zu überwachen.
Ähnliche Behauptungen tauchen immer wieder in Sozialen Medien auf und wurden schon vielfach von der dpa und anderen Faktencheckern widerlegt.
(Stand: 07.12.2021)
Links
Facebook-Post, archiviert
EMA-Datenbank, archiviert
Interpretation von EMA-Daten, archiviert
Faktencheck von Correctiv, archiviert
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-luxembourg@dpa.com