Davos-Chef Klaus Schwab gehört nicht zur Rothschild-Familie

22.07.2021, 16:18 (CEST)

Der Gründer und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums von Davos, Klaus Schwab (83), beflügelt ebenso wie George Soros, Bill Gates oder die Bankiersfamilie Rothschild besonders oft die Fantasie von Verschwörungstheoretikern. So wird in sozialen Medien behauptet, er sei Teil der Familie Rothschild, weil seine Mutter «eine Rothschild» sei.

Bewertung

Diese Behauptung ist falsch. Zwischen Schwab und den Rothschilds gibt es keinerlei familiäre Bande.

Fakten

In einem unter anderem in Luxemburg geteilten Facebook-Post heißt es, «die Mutter von Klaus Schwab, Marianne Schwab, war eine Rothschild». Dies ist verbunden mit der Bemerkung: «War ja klar...» Dem Post hinzugefügt ist ein Ausriss aus der Webseite jüdisches-leben-frankfurt.de, auf der an die Verfolgung von Juden aus Frankfurt erinnert wird.

Auf dieser Webseite wird unter anderem das Leben der 1919 in Frankfurt geborenen Marianne Schwab geschildert, einer Tochter des Bankiers Louis Rothschild. Diese konnte im März 1939 Deutschland verlassen, ihre Eltern wurden in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort 1942 ermordet. Marianne Rothschild heiratete in den USA den ebenfalls aus Frankfurt geflüchteten Friedrich Ernst Schwab, den sie schon aus Frankfurt kannte und der nach 1942 als Fred Schwab in der US-Armee diente und wegen seiner Deutschkenntnisse später in Deutschland eingesetzt wurde.

Diese Marianne Schwab hat allerdings nichts mit Klaus Schwab zu tun. «Ich kenne Marianne Schwab nicht. Sie gehört nicht zu unserer Familie», teilte Klaus Schwab der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Seine Eltern sind Eugen Wilhelm Schwab und dessen Ehefrau Erika Epprecht. Beiden dankte er in seinem Anfang 2021 erschienenen Buch «Stakeholder Capitalism» über eine «globale Wirtschaft, die für Vorschrift, Menschen und den Planeten arbeitet». Seine Eltern hätten ihm trotz schwierigster Umstände die Werte von Bildung, Zusammenarbeit und Interessenvertretung vermittelt.

Der im April 1899 als Kind eines deutschen Vaters und einer schweizerischen Mutter geborene Eugen Wilhelm Schwab war zweimal verheiratet. Aus einer ersten Ehe mit einer Emma Kilian stammt der 1927 geborene Sohn Hans Ernst Schwab. Kurz danach seien die beiden Eltern von Hans Schwab auseinandergegangen, berichtet Klaus Schwab aus der Familiengeschichte. 

Die erste Frau seines Vaters habe er nie gesehen, da er elf Jahre nach seinem Halbbruder, am 30. März 1938, in Ravensburg geboren wurde, teilte Klaus Schwab der dpa mit. Seine Mutter war die 1906 in Zürich geborene Erika Epprecht, die Eugen Wilhelm Schwab in zweiter Ehe heiratete. Er war in den 30er-Jahren Direktor des Ravensburger Werkes der schweizerischen Maschinen- und Turbinenbaufirma Escher Wyss. 

Behauptungen über familiäre Verbindungen zur Familie Rothschild sind bei antisemitisch eingestellten Verschwörungstheoretikern sehr beliebt. So werden gelegentlich auch Behauptungen verbreitet, Adolf Hitler oder Angela Merkel seien in Wirklichkeit mit den Rothschilds verwandt. Allem Anschein nach bezieht sich der Hinweis «War ja klar...» in dem Facebook-Post ebenfalls auf dieses antisemitische Narrativ.

(Stand: 22.7.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Jüdisches Leben Webseite (archiviert)

Stolpersteine zu Marianne Schwab (archiviert)

Schwab-Buch «Stakeholder Capitalism» (archiviert)

dpa-Faktencheck zu angeblichen Rothschild-Nachfahren

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-luxembourg@dpa.com