Baerbock-Video zum Thema Jobs gegen Umweltschutz ist gefälscht

10.06.2021, 11:51 (CEST)

Der Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, sind angeblich die Arbeitsplätze in Deutschland egal, wenn sie zugunsten des Klimaschutzes wegfallen müssen. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls ein Video, das in den sozialen Medien kursiert.

Bewertung

Das Video ist gefälscht. Die Aussage von Baerbock wird damit ins Gegenteil verkehrt.

Fakten

Ein hier archiviertes Video, das unter anderem auf Facebook (hier archiviert) mit der Behauptung «Klimaschutz geht vor Jobsicherung» geteilt wird, erweckt den Eindruck, als mache es Baerbock nichts aus, wenn deutsche Arbeitsplätze für mehr Klimaschutz wegfallen müssen. Gezeigt wird die Kanzlerkandidatin der Grünen in einer am 10. Mai 2021 ausgestrahlten Sendung des ZDF (hier archiviert) unter dem Titel «Was nun?».

Baerbock wird (Minute 4:15) von der Journalistin Bettina Schausten nach einem Hinweis auf die Gefährdung von Zehntausenden Arbeitsplätzen durch den Umstieg auf die E-Mobilität gefragt, ob sie den Industrie-beschäftigten sagen müsse: «Im Zweifelsfall geht jetzt Klimaschutz vor Jobsicherung».

In dem bei Facebook verbreiteten Video, das auch mit dem Hashtag #gegengruen gekennzeichnet ist, antwortet Baerbock lächelnd: «Dafür setze ich mich ein.» Dies ist falsch. Sie hat diesen Satz später zwar gesagt - aber in einem völlig anderen Zusammenhang.

Tatsächlich hat Baerbock auf die Frage von Schausten nach dem Wegfall von Arbeitsplätzen klar geantwortet: «Nein, das habe ich auch in den letzten Jahren nicht gesagt.» Sie verweist dann auf das Klimaabkommen von Paris und die technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen in den vergangenen fünf Jahren. VW beispielsweise exportiere viele Elektroautos nach China, «weil es da mittlerweile klare Quoten gibt».

«Und damit wir insbesondere die Arbeitsplätze in Deutschland, in Europa halten, damit wir die Produktionsketten in Europa halten, ist es so wichtig, dass es auch für den deutschen Markt endlich Planungssicherheit gibt.» Auch Betriebsräte und IG Metall forderten mittlerweile «Planungssicherheit für unsere Beschäftigten». Falls man den Beschäftigten Sand in die Augen streue, «dann riskiert man wirklich die Glaubwürdigkeit der Politik».

Die Antwort «Dafür setze ich mich ein» gibt Baerbock bei Minute 15:55, als sie gebeten wird, einige kurze Sätze mit einer kurzen Antwort zu vervollständigen. Den von der Journalistin vorgegebenen Satz «Dass ein Koalitionsvertrag mit grüner Beteiligung auf jeden Fall mit Gendersternchen geschrieben werden muss...» führt sie weiter mit den Worten: «Dafür setze ich mich ein.»

Links:

Gefälschtes Video, hier archiviert

Facebook-Post, hier archiviert

ZDF-Sendung "Was nun?", hier archiviert

Über Annalena Baerbock, hier archiviert

Wirtschaftswoche zu VW-Elektroautos, hier archiviert

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