Fotos zeigen andere Städte

Angebliche Tötung auf Spielplatz in Köln ist frei erfunden

15.4.2025, 14:39 (CEST)

Finden sich über ein Verbrechen nur Social-Media-Videos und keine Polizeimeldung, ist Skepsis angesagt. So hat es in Köln den Fall einer Frau, die einen Syrer erstochen haben soll, gar nicht gegeben.

In sozialen Medien verbreitet sich ein Video über ein angebliches Gewaltverbrechen. Laut den Beiträgen auf Tiktok und Instagram soll eine Frau namens Jasmin K. in Köln-Ehrenfeld auf einem Spielplatz einen Syrer namens Tarek H. erstochen haben. Der getötete Mann sei beschuldigt worden, die Tochter von Jasmin K. sexuell missbraucht zu haben. Die Polizei soll Jasmin K. unmittelbar festgenommen haben. Doch das stimmt nicht.

Bewertung

Falschmeldung. Der Polizei Köln ist kein solcher Fall bekannt. Es finden sich keine Polizeimeldungen oder seriöse Medienberichte. Die gezeigten Fotos stammen aus Kroatien, Estland und Berlin.

Fakten

Die Polizei Köln dementiert die Existenz eines solchen Verbrechens. «Das ist eine Falschmeldung. Uns ist ein solcher Vorfall hier nicht bekannt», sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

So findet sich natürlich auch in den aktuellen Pressemitteilungen der Polizei Köln kein Fall, der zu dem geschilderten passt. Eine aktuelle Meldung über einen tatsächlich getöteten Syrer beschreibt einen gänzlich anderen Fall in Kerpen-Sindorf (Rhein-Erft-Kreis), nicht Köln, zu dem es auch noch keine Tatverdächtigen gibt. Auch über eine Online-Suche finden sich keine weiteren Berichte über die angebliche Tat.

Bilder stammen aus aller Welt, Stimme KI-generiert

Weitere Hinweise in dem Video zeigen, dass es sich um eine Erfindung handelt. Über eine Bilderrückwärtssuche lässt sich ermitteln, dass die Fotos, die in den online kursierenden Videos verwendet werden, weder aktuell sind noch aus Köln stammen:

Das erste Foto, welches eine große Frau in Handschellen neben zwei Polizisten zeigt, gehört zu einem Fall aus Kroatien. Es ist in einem Medienbericht aus dem Jahr 2019 zu sehen. In dem Artikel geht es um einen Prozess gegen eine Frau, die 2017 nahe der Stadt Varaždin ihren Freund erstochen haben soll.

Das zweite Foto, auf dem zwei Polizisten mit Mund-Nasen-Schutz am Rand einer Sandfläche zu sehen sind, stammt aus Estland. Das Bild erschien in einem russischsprachigen Medienbericht über einen 18-Jährigen, der 2023 im estnischen Dorf Aruküla in der Nähe eines Schulstadions einen 19-Jährigen erstochen haben soll.

Das dritte Foto, das zwei maskierte Polizisten auf einem Gehweg zeigt, machte ein Fotograf der Bildagentur Getty bei einer Razzia der Polizei in Berlin am 7. Dezember 2022. Damals wurden Angehörige einer Reichsbürger-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß festgenommen, die eine Umsturz geplant haben sollen.

Im Verlauf des Videos werden diese drei Fotos mehrfach nacheinander abgespielt. Weitere Bilder sind nicht zu sehen. Die Stimme im Video wirkt hölzern und sagte Dinge wie «eine jährige Mutter» oder «kein Prozess, kein keine Strafe». Wahrscheinlich wurde sie mit Künstlicher Intelligenz (KI) generiert.

Insgesamt finden sich also weder zum geschilderten Fall im Videos noch zu den gezeigten Bildern Hinweise, dass sie einer realen Gewalttat in Köln entsprechen.

(Stand: 15.4.2025)

Links

Meldungen der Polizei Köln (archiviert)

Meldung über getöteten Syrer in Köln (archiviert)

Online-Suche nach angeblichem Fall (archiviert)

Weitere Online-Suche nach angeblichem Fall (archiviert)

Wie eine Bilderrückwärtssuche funktioniert (archiviert)

Kroatischer Medienbericht mit Foto eins (archiviert)

Russischsprachiger Medienbericht über Fall in Estland mit Foto zwei (archiviert)

Foto der Nachrichtenagentur Getty mit Bild drei (archiviert)

Instagram-Beitrag mit der Behauptung (archiviert, Video archiviert)

Tiktok-Beitrag (archiviert)

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