Erfindung für wahr gehalten
Ortsschilder von Gelsenkirchen bleiben einsprachig
27.3.2025, 15:36 (CET)
In Gelsenkirchen, behaupten Nutzer sozialer Netzwerke, würden bald arabische Ortsschilder stehen. «Zweisprachige Ortseingangsschilder in Städten mit hohem Anteil an Nichtdeutschen», heißt es jedenfalls in einem Sharepic auf Facebook. «In Gelsenkirchen, wo 37,6 % der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben, soll künftig neben „Gelsenkirchen“ auch غيلسنكيرشن (Ghīlsnkīrshn) auf Arabisch stehen,» schreibt ein User. Doch stimmt das?
Bewertung
Das ist falsch. Die Ortseingangsschilder in Gelsenkirchen bleiben einsprachig, bestätigt ein Sprecher der Stadt. Eine Initiative «Gleiches Recht für alle» gibt es nicht.
Fakten
Die Behauptung stammt aus einem Artikel des Online-Magazins «Opposition24», der auch in einem entsprechenden Post verlinkt ist. Die Seite geht laut Leitbild auf aktuelles Geschehen ein und nimmt für sich in Anspruch, «dafür verschiedene Stilmittel und Formate, u.a. auch Polemik, Satire» zu verwenden. Über dem Artikel steht, dass es sich um Satire handele. Andere Beiträge verbreiten die Behauptung aber ohne einen solchen Hinweis.
Ein Sprecher der Stadt Gelsenkirchen weist die Behauptung zurück. «Ein solches Ansinnen ist hier weder bekannt noch, soweit bekannt, irgendwo öffentlich gefordert worden,» sagte er auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur. Seit 2017 können in Nordrhein-Westfalen aber etwa plattdeutsche Ortsbezeichnung in kleinerer Schrift unter dem hochdeutschen Namen ergänzt werden.
Im Post heißt es außerdem, in Gelsenkirchen hätten «37,6 % der Bevölkerung einen Migrationshintergrund». Laut der Website der Stadt Gelsenkirchen besitzen 27 Prozent der Einwohner keinen deutschen Pass; sie sind also keine deutschen Staatsbürger.
Diese Zahl erfasst jedoch nicht die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund. Der Begriff sei nicht eindeutig definiert und werde in der Statistik nicht erfasst, erklärte der Sprecher weiter. Eingebürgerte Menschen etwa haben einen Migrationshintergrund, seien aber als Deutsche erfasst. Diese Menschen stammen zudem nicht nur aus arabischsprachigen Ländern, sondern im Falle Gelsenkirchens aus 146 verschiedenen Nationen.
«Gleiches Recht für alle» ist keine Initiative
Die angebliche Forderung nach zweisprachigen Ortseingangsschildern soll von einer Initiative «Gleiches Recht für alle» stammen. Doch auch diese ist erfunden: Im Vereinsregister ist keine Organisation mit diesem Namen zu finden.
«Gleiches Recht für alle» ist vielmehr ein Ziel oder Prinzip, das in verschiedenen Kontexten und Organisationen Anwendung findet. Es wird in Rechtsprechung, Politik und Gesellschaft diskutiert und eingefordert. Initiativen und Petitionen tragen den Titel «Gleiches Recht für alle» und setzen sich für Gleichberechtigung in verschiedenen Bereichen ein, von Sozialpolitik über Antidiskriminierung bis zu globaler Rechtshilfe.
(Stand: 26.3.2025)
Links
Facebook-Post I, II (archiviert I)
Artikel «Opposition24» (archiviert)
Bevölkerungsdaten Gelsenkirchen Januar 2025 (archiviert)
Pressemitteilung NRW 2017 (archiviert)
Bundeszentrale für politische Bildung – Gleichheit vor dem Gesetz (archiviert)
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