Kein Zusammenhang zu Türkei

Proteste in Istanbul mit Videos aus Osttimor und Serbien illustriert

25.3.2025, 15:21 (CET), letztes Update: 27.3.2025, 10:14 (CET)

Im Internet lässt sich beobachten, wie massenhaft türkische Bürger aus Protest auf die Straße gehen. Aber unter authentische Aufnahmen mischen sich auch Szenen, die nichts damit zu tun haben.

In der Türkei gehen nach der Absetzung und Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu Hunderttausende Menschen auf die Straße. «In der Türkei finden derzeit Massenproteste gegen die Verhaftung von Erdogans wichtigstem Gegner statt», steht so auch in einem Facebookpost - doch zeigen die Videos im Post tatsächlich die türkischen Proteste? Zu sehen ist zum Beispiel eine Aufnahme in der Nacht, auf der jemand von einer Erhöhung aus eine überfüllte Straße filmt. In einem anderen Video ist ein großer Platz zu sehen, auf dem Tausende Menschen versammelt sind.

Bewertung

Die Videos stehen in keinen Zusammenhang mit den aktuellen Demonstrationen in der Türkei.

Fakten

Zwei Videos aus dem Post sind nicht aktuell.

Die Straße ist in Osttimor

Das Video mit der randvollen Straße ist von September 2024 und zeigt Osttimor. Damals war Papst Franziskus auf einer mehrtägigen Auslandsreise und feierte in dem Land eine Messe mit mehreren Hunderttausend Menschen - der Inselstaat in Südostasien hat eine mehrheitlich katholischen Bevölkerung.

Dementsprechend ist das Video schon lange vor den Protesten in der Türkei im März 2025 im Internet zu finden, zum Beispiel hier. Die Straße führt in Richtung des Tasitolu Park, wo der Papst den Gottesdienst unter freiem Himmel hielt. Ab Sekunde 14 ist im Video die grüne Wand am Straßenrand zu erkennen.

Zweites Video zeigt Belgrad

Das zweite Video entstand während der jüngsten Proteste in Serbien. Die Szene zeigt den Slavija-Platz im Zentrum Belgrads, das zeigt ein Abgleich der Gebäude bei Google Street View. Da das Bildmaterial bei Google schon mehr als zehn Jahre alt ist, hat sich einiges verändert. Doch die Fassade mit der zweigeteilten Werbung ist sowohl hier als auch im Video deutlich zu erkennen.

Bei einem Unglück in der nordserbischen Stadt Novi Sad waren im November 15 Menschen ums Leben gekommen, weil ein Bahnhofsvordach nach einem Umbau eingestürzt war. Seitdem protestieren Tausende gegen die aus ihrer Sicht korrupte Regierung von Präsident Aleksandar Vucic.

Die Aufnahme aus dem Post stammt vom 22. Dezember 2024, war also ebenfalls lange vor den Protesten in der Türkei online.

Proteste in der Türkei

Die Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters und wichtigsten Kontrahenten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat die Türkei in eine Krise gestürzt. Tausende gehen seit der Festnahme Ekrem Imamoglus auf die Straße für Demokratie - aber zunehmend auch immer mehr gegen die Regierung. Täglich werden die Demonstrationen größer. Einige Bürger sollen ihren Unmut auch kundgetan haben, indem sie mit Töpfen und Pfannen an Fenster und auf die Straße schlugen, pfiffen und Lichter an- und ausschalteten.

(Stand: 25.3.2025)

Berichtigung

In der Überschrift wurde ein Tippfehler im Wort «Istanbul» korrigiert.

Links

Post (archiviert)(Video 1 archiviert)(Video 2 archiviert)(Video 3 archiviert)

Meldung Rheinische Post (archiviert)

Geolocation Osttimor

AP Meldung zu Papstbesuch (archiviert)

Video bei X (archiviert)(Video archiviert)

Belgrad bei Maps

dpa-Bericht vom 15. März 2025 via «Handelsblatt» (archiviert)

Post bei X mit der Aufnahme aus Belgrad (archiviert)(Video archiviert)

Aufnahme bei Instagram (archiviert)

Meldung Tagesschau (archiviert)

Türkischer Bericht (archiviert)

dpa-Bericht auf Stern.de (archiviert)

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