Witz von Satire-Seite
Antifa pleite? Screenshot zeigt Artikel von «Der Postillon»
26.2.2025, 17:24 (CET)
Im Februar haben Hunderttausende gegen einen Rechtsruck in Deutschland demonstriert. Im Nachgang teilten Nutzer bei Facebook Screenshots von einer vermeintlichen Nachrichtenmeldung mit Bezug zu den Protesten: «Konnte Demogeld nicht mehr bezahlen: Antifa nach Massendemos pleite», lautet darauf die Überschrift. Weil viel mehr Menschen als erwartet zu Protesten gekommen seien, habe «die Antifa» nun Insolvenz anmelden müssen - denn den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hätte kein Demogeld mehr ausbezahlt werden können. Was hat es damit auf sich?
Bewertung
Der Artikel ist ein Scherz. Er stammt von der Satire-Seite «Der Postillon».
Fakten
Eine Suche nach der Überschrift führt schnell zur Satire-Seite «Der Postillon». In dem Artikel mit Datumsangabe vom 22. Januar 2024 stimmt die Überschrift mit dem Screenshot aus dem Facebook-Post überein. Im Bereich FAQ der Seite (häufig gestellte Fragen) heißt es: «Alles, was im Postillon steht, ist Satire und somit dreist zusammengelogen.»
Es handelt sich also um einen Scherz. Damit machte sich die Satire-Seite vor mehr als einem Jahr über damalige Inszenierungsvorwürfe im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen Rechtsextremismus lustig.
Im Januar 2024 waren deutschlandweit Hunderttausende auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie zu setzen. Auslöser der Proteste waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam, an dem einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.
Alter Scherz kursiert nach Protesten gegen AfD und CDU-Kurs erneut
Ein Jahr später, im Februar 2025, demonstrierten Hunderttausende wieder gegen einen Rechtsruck - nach einer gemeinsamen Abstimmung von Union und AfD im Bundestag. CDU und CSU hatten zuvor mithilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik durchgesetzt. Erstmals beschaffte die AfD dabei im Plenum eine Mehrheit.
Nach den erneuten Protesten unterstellten Social-Media-Nutzer den Organisatoren und Teilnehmern, auch diese Proteste zu inszenieren und dafür staatliche Gelder zu erhalten. Immer wieder ist in dem Zusammenhang von Demonstrationsgeld die Rede, was angeblich interne Schreiben «der Antifa» sowie Fotos einer «ANTIFAmily»-Karte beweisen würden. Doch dabei handelt es sich ebenfalls um Satire, wie ein dpa-Faktencheck zeigt.
In dieser Gemengelage hat «Der Postillon» seinen alten Scherz zwischenzeitlich umdatiert und neu veröffentlicht, wie eine Archiv-Version und ein X-Post zeigen. Doch nicht alle Nutzer verstehen die Satire: «Verlogenes Pack, nur wegen dem Geld auf die Straße gegangen. Solche Menschen bringen für Geld auch andere um. Einfach widerlich», kommentiert etwa ein Facebook-User (Schreibweise im Original).
Keine bundesweite Organisation: Es gibt nicht «die Antifa»
Derweil ist der Begriff «Antifa» in der Regel ein Sammelbecken für eine Vielzahl von verschiedenen linksgerichteten Gruppen. In einem Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags über die strafrechtliche Bedeutung der Szene heißt es: Es gibt «nicht »die Antifa« im Sinne einer einheitlichen, bundesweiten Organisation, sondern eine entsprechende, nicht scharf umrissene Szene mit allenfalls einzelnen, dann mutmaßlich vornehmlich lokal begrenzten Gruppierungen».
(Stand: 26.2.2025)
Links
«Der Postillon»-Artikel zur Antifa-Pleite (archiviert)
archivierte Version vom 4. Februar 2025
«Der Postillon»-FAQ (archiviert)
dpa-Meldung vom 28. Januar 2024 via «SZ» (archiviert)
dpa-Meldung vom 2. Februar 2025 via «SZ» (archiviert)
dpa-Faktencheck zur «ANTIFAmily»-Karte
Wissenschaftlicher Dienst des Bundestags zur Antifa (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
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