Bundeswehr-Oberst gibt sein Wahlverhalten im TV nicht preis

Anlässlich der Bundestagswahl am 23. Februar werden viele Expertinnen und Experten in deutsche Fernsehsendungen eingeladen. So auch André Wünstner, der in seiner Rolle als Vorsitzender des Deutschen Bundeswehr-Verbandes im TV-Sender «Welt» über den Zustand der Bundeswehr und die Sicherheitspolitik in Europa sprach. In sozialen Netzwerken wird ein Screenshot oder Ausschnitt dieses Interviews geteilt mit der Überschrift: «Reporter schockiert: Oberst André Wüstner wird AfD Wählen». Stimmt das?

Bewertung

Nein. In dem «Welt»-Interview geht es an keiner Stelle um die Parteienpräferenz von Oberst Wüstner.

Fakten

Um die Herkunft von Screenshot und Ausschnitt zu finden, reicht ein genauer Blick: Das «Welt»-Logo ist links unten zu erkennen. Darunter die Bauchbinde: «Hoffnung auf neue Bundesregierung» und «Verband fordert bessere Ausstattung der Truppe». Eine Internetsuche mit Namen und Sender führt schnell zum besagten Interview auf der Homepage oder auf Youtube.

Bundeswehr-Verbandschef Wüstner war demnach Ende Dezember bei «Welt» zu Gast. Moderator Carsten Hädler und er sprachen über den Zustand der Bundeswehr, aber auch kurz über die kommenden Wahlen.

Hädler spricht (ab 4:35 Min.) die bevorstehende Bundestagswahl an. Oberst Wüstner antwortet: «Wer Verteidigungspolitik in diesen Zeiten nicht als Schwerpunkt formuliert, der ist für mich nicht wählbar.»

AfD taucht im Gespräch nicht auf

In Hädlers Einleitung war noch von den Parteien der Großen Koalition die Rede (CDU/CSU und SPD), Wüstner selbst nennt keine Partei beim Namen. Danach wechselt das Thema zum (damals noch nicht vereidigten) US-Präsidenten Donald Trump.

Die Aussage Wüstners öffnet Interpretationsspielraum - bei den Kernpunkten der AfD für die Bundestagswahl 2025 ist die Sicherheitspolitik und Stärkung der Bundeswehr zwar genannt, aber genauso bei anderen Parteien wie der SPD, der CDU oder den Grünen.

(Stand: 5.2.2025)