Video von Menschenansammlung in Polen nicht aktuell

In sozialen Netzwerken schreiben Nutzer von großen Protesten in Polen und teilen dazu ein Video: Es soll eine große Menschenmenge bei einem Protest gegen Masseneinwanderungen zeigen. Nutzer schreiben, 300.000 Menschen seien auf die Straße gegangen, um zu erklären, dass Polen ein christliches Land sei. Was hat es mit dem Clip auf sich?

Bewertung

Falscher Kontext. Das Video ist nicht aktuell und kursierte bereits im Jahr 2017. Es zeigt Menschen in der polnischen Hauptstadt Warschau. Zehntausende Nationalisten und Rechtsradikale zogen damals bei einem sogenannten Unabhängigkeitsmarsch durch die Straßen Warschaus.

Fakten

Eine Bilderrückwärtssuche führt zu einem Beitrag vom 12. November 2017 auf der Plattform X. Der Account teilte damals denselben Clip und schrieb, er zeige einen «Marsch der Unabhängigkeit» in der Hauptstadt Warschau. Der Tag der Unabhängigkeit am 11. November wird in Polen als Nationalfeiertag begangen.

Anhand von Details lässt sich der Aufnahmeort lokalisieren: Das Video ist tatsächlich in Warschau entstanden. Die Menschen befinden sich an einer Straßenkreuzung mit Kreisverkehr im Zentrum der Stadt.

Ein Abgleich mit Aufnahmen bei Google Street View bestätigt, dass das Video nicht aktuell ist. Auf aktuellen Bildern befindet sich an der Kreuzung ein Gebäude, das zum Aufnahmezeitpunkt des Videos noch nicht gebaut war. In dem Clip steht an der Stelle ein Baukran, der auch auf einer Street-View-Aufnahme aus dem Oktober 2017 zu sehen ist. Der Clip kann also keine aktuellen Proteste zeigen.

Zehntausende Nationalisten und Rechtsradikale waren 2017 bei einem sogenannten Unabhängigkeitsmarsch durch die Straßen Warschaus gezogen. Zahlreiche Teilnehmer entzündeten bengalische Feuer und präsentierten polnische Flaggen. Ein Bild, das die «New York Times» in einem Bericht darüber veröffentlichte, zeigt Menschen mit Pyrotechnik und rot-weißen Fahnen an derselben Straßenkreuzung. Auch in einem Video von «Euronews» sind entsprechende Szenen zu sehen. Laut der «New York Times» zeigten Teilnehmer damals auch christliche Symbolik.

(Stand: 20.12.2024)