Verschwörungsmythos
«Turbokrebs» ist kein medizinischer Begriff
9.12.2024, 17:52 (CET)
Die Corona-Pandemie war eine Zeit voller Unsicherheiten und deswegen auch ein Nährboden für Falschinformationen. Einige dieser Aussagen haben sich bis heute gehalten. Zum Beispiel wird immer wieder behauptet, dass Impfungen «Turbo-Krebs» verursachen. So auch in einem aktuellen Artikel. Eine Therapie dagegen soll demnach mit Ivermectin möglich sein. Stimmt das?
Bewertung
Turbokrebs gibt es nicht. Für eine Wirksamkeit des Medikaments Ivermectin in der Krebsbehandlung gibt es keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz.
Fakten
«Turbokrebs» gibt es nicht. Er wird nach fester Überzeugung von Verschwörungsgläubigen durch Impfungen mit mRNA-Impfstoffen ausgelöst. Die Wortschöpfung «Turbokrebs» ist ein Laienbegriff, keine bekannte medizinische Bezeichnung. Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) finden sich keine Einträge mit diesem Suchwort. Ein angeblicher Anstieg von Tumorbefunden in Folge der Impfung ist der DGHO nicht bekannt.
Geprägt wurde dieser Begriff von einem Rechtsanwalt auf einer Pressekonferenz namens «Pathologie-Konferenz». Er weist selbst darauf hin, dass dieses Wort nicht medizinisch gebräuchlich ist: «Turbokrebs, so nenne ich es mal, ist eine Erfindung von mir, ist also nicht unter medizinisch korrekter Bezeichnung segelnd, aber sehr einprägsam, denke ich» (ab Minute 3:03). Tatsache ist, dass an Krebs erkrankte Menschen besonders vulnerabel gegenüber Corona-Erkrankungen sind.
Wirkung von Ivermectin nicht bewiesen
Für die weitere Behauptung, das Medikament Ivermectin würde gegen Krebs beim Menschen helfen, gibt es keine ausreichenden Belege. Es gibt laut Nachrichtenagentur AP Forscherinnen und Forscher, die Ivermectin in Kombination mit anderen Krebstherapien erforschen. Aktuell zählt die Krebsbehandlung nicht zu den Anwendungsgebieten von Ivermectin, dasselbe gilt für Covid-19.
(Stand: 9.12.2024)
Links
WDR zu Krebs durch die Corona-Impfung (archiviert)
Tabelle zur Todesursachenstatistik bis 2023 (archiviert)
AP News über Ivermectin als mutmaßliches Krebsmedikament (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.