Fabrik in Dnipro

Video zeigt russischen Angriff in der Ukraine von 2023

27.11.2024, 09:00 (CET)

Russland greift die Ukraine weiter mit schweren Waffen an, die Ukraine wehrt sich. Was dazu in Sozialen Netzwerken verbreitet wird, entspricht aber nicht immer dem aktuellen Geschehen.

Kurz nach dem jüngsten Telefonat zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sind die Kämpfe in der Ukraine mit neuer Intensität aufgeflammt. In Sozialen Netzwerken werden daraufhin Videos geteilt, die einen Angriff der Ukraine auf Ziele in Russland zeigen sollen. «Trotz Putin's Warnung schiessen sie weitere Raketen nach Russland rein» (sic), heißt es in einem Beitrag, der «massive Explosionen in Krasnodar, Südwestrussland», verortet. Doch damit haben die Bilder nichts zu tun.

Bewertung

Die Behauptung ist falsch. Das Video zeigt einen russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Dnipro im Sommer 2023.

Fakten

Es geschieht häufiger, dass alte Bilder bei neuen Entwicklungen aus der Mottenkiste geholt werden. So auch hier. Eine Bilderrückwärtssuche mit der Suchmaschine Google und ihrem russischen Pendant Yandex, führt zu gleichartigen Fotos und Videos, die bereits am 15. August 2023 und den Tagen danach erschienen.

Vor allem russische Quellen teilten die Bilder. Zu Screenshots aus dem Video berichteten sie damals von einem russischen Angriff auf Dnipro, eine Stadt im Osten der Ukraine. Ziel war demnach eine staatliche Fabrik, die Raumfahrtraketen entwickelt und deren Geschichte auf die Sowjetzeit zurückgeht.

In russischen Netzwerken wie VKontakte und RuTube machte das Video ebenfalls die Runde. Eine Nutzung in westlichen Medien ist für die britische Zeitung The Sun belegt.

Ort des Angriffs ist Dnipro

Der Ort, den die russischen Quellen damals nannten, lässt sich bestätigen. Insgesamt trafen vier Raketen die Fabrik in Dnipro. Geoconfirmed, das den Ukrainekrieg verortet, hat das schon früher gezeigt. Die Fabrikschornsteine, von denen drei in der ersten Sekunde des Videos kurz sichtbar sind, stimmen mit den Fabrikgebäuden ebenso überein wie der einzelne Schornstein näher am Stadtgebiet. Letzterer ist inmitten der Explosionen zu sehen.

Auf ukrainischer Seite wurden die Berichte teilweise bestätigt. Der Gouverneur van Dnipro, Serhi Lysak, schrieb seinerzeit auf seinem Telegramaccount, dass «russische Terroristen» erneut ein Verbrechen begangen und dabei «ein Unternehmen» in Dnipro getroffen hätten.

Der Gouverneur nannte das Unternehmen nicht und mahnte Blogger, mit Bildern verantwortungsvoll umzugehen. Er ging nur auf einen ebenfalls getroffenen benachbarten Sportkomplex näher ein. Dass der Gouverneur den Namen der getroffenen Fabrik nicht mitteilte, hat wahrscheinlich mit deren Rolle bei der Herstellung von Raketen und Raumfahrtraketen zu tun.

Fabrik kürzlich erneut beschossen

Die Fabrik wurde am 21. November 2024 erneut von russischen Truppen beschossen. Russland feuerte dabei mehrere Raketen auf die ukrainische Stadt ab, zu denen auch ein neuer Raketentyp gehört haben soll. Über die Fähigkeiten der Rakete namens «Oreschnik» gehen die Ansichten auseinander.

Nach dem neuerlichen Angriff auf Dnipro teilten auch internationale Medien die alten Bilder im falschen Zusammenhang. So präsentierte sowohl die Daily Mail als auch die Kyiv Post die Bilder als aktuell, obwohl sie schon mehr als ein Jahr alt sind.

(Stand: 26.11.2024)

Links

Telefonat Scholz-Putin (archiviert)

Facebookpost (archiviert, Video archiviert)

Bilderrückwärtssuche (archiviert)

X-Post (archiviert)

Google & Yandex Bildersuche (archiviert I & II)

Russische Quellen mit Video I, II, III & IV (archiviert I, II, III mit video & IV)

The Sun mit Video (archiviert)

Über GeoConfirmed & Website (archiviert I & II)

Tweet mit Geolocation (archiviert)

Fabrik & Sportkomplex auf Google Maps (archiviert I & II)

Mitteilungen des Gouverneurs I & II (archiviert I & II)

t.online über neuen Angriff auf Dnipro (archiviert)

DLF über Oreschnik-Rakete (archiviert)

Daily Mail & Kyiv Post mit Bildern (archiviert I & II)

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