Selbstamplifizierende mRNA
Neuer Impfstoff in Japan kein Risiko für Ungeimpfte
25.11.2024, 18:13 (CET), letztes Update: 25.11.2024, 18:20 (CET)
Seit der Corona-Pandemie gibt es immer wieder neue Behauptungen über Impfstoffe. Jetzt soll ein Wirkstoff in Japan auf Ungeimpfte übertragbar sein. Die Angst vor dem ansteckenden Gen-Impfstoff wachse, so heißt es in einem Facebook-Post. Der Post führt zu einem Interview der Online-Plattform «Auf1.tv» mit der AfD-Politikerin Christine Anderson. Sie bezieht sich darin auf einen neuen mRNA-Impfstoff, der vergangenen November in Japan zugelassen worden sein soll. Angeblich würde sich die mRNA im Körper selbst verstärken und sich dann nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern vom Geimpften auf die «gesamte Umwelt» übertragen.
Bewertung
Für eine Übertragung von mRNA-Impfstoffen auf ungeimpfte Personen gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg.
Fakten
«Der Corona-Impfstoff in Japan stellt keine Gefahr für die Umwelt dar, da sich in den Geimpften kein Sars-CoV-2 bilden kann», schrieb ein Experte des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung auf dpa-Anfrage. Die Impfung führe dazu, dass nur ein Protein des Virus gebildet wird. Geringe Mengen dieses Proteins können demnach für eine Zeit in Körperflüssigkeiten der Geimpften nachgewiesen werden, so der Experte - aber: «Befürchtungen, dass davon eine Gefahr für die Geimpften oder die Umwelt ausgeht, haben sich nicht bewahrheitet.»
Auch das japanische Gesundheitsministerium nahm zu den Behauptungen Stellung und erklärte, dass es keine wissenschaftlichen Belege für eine Weitergabe des Impfstoffes gebe.
Selbstamplifizierende mRNA
Der Impfstoff, um den sich das Video dreht, kann sich selbst vermehren, weil er eine neue Form der mRNA enthält, die sogenannte «selbstamplifizierende mRNA», kurz samRNA oder saRNA. Damit die mRNA sich selbst vervielfältigen kann, enthält sie die Geninformation für das entsprechende «Kopierenzym». Die Impfstoffentwickler wollen so erreichen, dass die Menge an eingesetzter RNA pro Dosis möglichst gering bleibt und allergische oder andere Immunsystem-bedingte Nebenwirkungen noch unwahrscheinlicher werden, schreibt der «Tagesspiegel».
Während das neue Vakzin in Japan bereits zugelassen wurde, prüft die Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA dies noch.
(Stand: 21.11.2024)
Links
Statement japanisches Gesundheitsministerium (archiviert)
«Tagesspiegel» über den in Japan zugelassenen saRNA-Impfstoff
«SZ» über neuen Impfstoff» (archiviert)
Europäische Arzneimittel-Agentur EMA (archiviert)
Stellungnahme des japanischen Gesundheitministeriums (archiviert)
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