Luftfahrt

Lufthansa-Flüge ohne Passagiere während Corona-Pandemie

21.11.2024, 13:37 (CET), letztes Update: 21.11.2024, 13:45 (CET)

Stößt man in sozialen Medien auf überraschende Neuigkeiten, lohnt es sich, die Hintergründe zu prüfen. Nicht selten werden alte Nachrichten als aktuelle News deklariert.

Ob hohe Preise oder Klimaschutzsorgen: Fliegen wurde in den vergangenen Jahren mitunter kontrovers diskutiert. Nun verbreitet sich in sozialen Medien eine angebliche Neuigkeit aus der Luftfahrtbranche: Die Lufthansa soll angekündigt haben, diesen Winter 18.000 Geisterflüge, also Flüge ohne Passagiere, durchzuführen. Damit wolle die Fluggesellschaft ihre Start- und Landerechte behalten. Auf dem Sharepic sind Logos des ZDF und der Sendung «Terra X» zu sehen.

Bewertung

Das ist eine alte Nachricht aus dem Jahr 2022. Die Ankündigung der Lufthansa bezog sich damals auf eine spezielle Situation in der Corona-Pandemie, die heute nicht mehr gilt.

Fakten

Das Sharepic findet sich in einem Beitrag am 7. Januar 2022 auf der Facebook-Seite der ZDF-Sendung «Terra X». Es ist also weit mehr als zweieinhalb Jahre alt.

Damals gab es eine Debatte um angebliche «Leerflüge». Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte in einem Interview am 23. Dezember mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» gesagt: «Wir müssen im Winter 18.000 zusätzliche, unnötige Flüge durchführen, nur um unsere Start-und-Lande-Rechte zu sichern.» In der Öffentlichkeit war daraufhin von «Leerflügen» die Rede, was Spohr im «Tagesspiegel» kritisierte - es gehe ihm um «nicht notwendige, weil schlecht ausgelastete Flüge», keine komplett leeren Flieger.

Die Debatte ergab sich durch besondere Bedingungen, die heute nicht mehr zutreffen. Aufgrund der Corona-Pandemie, die während des Winterflugplans 2021/2022 noch herrschte, waren viele Flüge schlecht gebucht, also nur mit wenigen Passagieren an Bord.

Trotzdem musste die Lufthansa sie aufgrund der Slotregulierung der EU zumindest zum Teil durchführen, um Start- und Landerechte an großen Flughäfen der EU zu sichern. «Im damaligen Winterflugplan galt, dass für jede einzelne Flugnummer an jedem Wochentag 50 Prozent der Flüge geflogen werden müssen, um den Slot zu erhalten. Vor der Pandemie (und auch jetzt wieder) waren es 80 Prozent», teilte eine Sprecherin der Lufthansa auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.

Die Lufthansa hatte damals kritisiert, dass die Regeln nicht komplett ausgesetzt wurden. Heute ist die Lage wieder eine andere: «Die Nachfrage stieg ab Mitte 2022 dann wieder.» Ob die Lufthansa in diesem Winter mit Leerflügen - oder schlecht ausgelasteten - Flügen rechnet und mit wie vielen, teilte das Unternehmen nicht mit.

(Stand: 20.11.2024)

Links

Original-Beitrag von Terra X am 7. Januar 2022 (archiviert)

Meldung der EU zu reduzierten Slotregelungen 2022 (archiviert)

Interview mit Carsten Spohr in der «FAS» 2021, kostenpflichtig (archiviert)

Reaktion von Carsten Spohr gegenüber dem «Tagesspiegel» 2022 (archiviert)

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.