Weit weg von Überflutungen
Schwimmendes Kraftwerk hat keine Verbindung zu Valencia
13.11.2024, 10:42 (CET)
Bei den den verheerenden Regenfällen im Osten und Süden Spaniens im Oktober starben mehr als 220 Menschen. Immer noch werden Menschen vermisst und in besonders schwer verwüsteten Gemeinden rund um Valencia laufen weiter Bergungs- und Aufräumarbeiten. Derweil ranken sich zahllose Falschnachrichten um das Thema.
Beispielsweise verbreiten sich Aufnahmen eines Schiffes mit ungewöhnlichen technischen Anlagen auf Deck, das angeblich in Zusammenhang mit der Katastrophe stehen soll. «Ein HAARP-Schiff wurde vor der Küste Spaniens in der Nähe von Valencia gesichtet, wo katastrophale Überschwemmungen eine einst wunderschöne Stadt zerstört haben», heißt es zum Beispiel in einem Post.
Bewertung
Bei dem Schiff handelt es sich um ein schwimmendes Kraftwerk eines türkischen Energiekonzerns. Das Video davon wurde einen Monat vor den Überschwemmungen in Valencia weit entfernt auf Gran Canaria gedreht. Das Schiff steht nicht in Zusammenhang mit dem US-Forschungsprogramm HAARP und vermuteten Wettermanipulationen.
Fakten
Das Schiff gehört zur Flotte des türkischen Energiekonzerns Karadeniz. Das Unternehmen betreibt schwimmende Kraftwerke. Das abgebildete Schiff heißt «Onur Sultan». Es fährt unter liberianischer Flagge.
Eines der geteilten Videos stammt von TikTok und dort sieht man die Schrift mit den Namen am Schiff. Das Video hat ein User am 25. September, einen Monat vor dem Unwetter in Valencia, online gestellt. Der Account stammt vom Restaurant Punto Marino auf der Insel Gran Canaria, einer spanischen Insel vor der Küste Marokkos. Gran Canaria und Valencia liegen weit voneinander entfernt: mehr als 1000 Seemeilen.
Route der «Onur Sultan»
Das «Karadeniz Powership» «Onur Sultan» befindet sich nach aktuellem Stand seit dem 16. Oktober in Tuzla in der Türkei. am 9. August hatte es Maputo, die Hauptstadt Mosambiks, verlassen. Das Schiff machte am 24. September einen siebentägigen Zwischenstopp in den Gewässern von Las Palmas auf der Insel Gran Canaria, wie auch lokale Medien berichteten. Die «Onur Sultan» wurde in dieser Zeit in San Cristóbal gesehen, nicht weit von dem Ort, an dem das Video aufgenommen wurde.
HAARP kann das Wetter nicht ändern
Auslöser für die Unwetter in Spanien war das Wetterphänomen «Kalter Tropfen» (gota fría). Es tritt in der spanischen Mittelmeerregion in den Monaten September und Oktober häufig auf und basiert auf stark schwankenden Temperaturen von Meer und Luft. Das Phänomen entsteht, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben.
Mehrmals bezeichnen User die «Onur Sultan» in Posts mit der Falschbehauptung als «Haarp-Schiff» - mit dem Begriff «Haarp» geht die Verschwörungstheorie um, das wissenschaftliche Forschungsprogramm HAARP könne das Wetter verändern. Die HAARP-Anlage in Fairbanks, Alaska, dient der Untersuchung der Ionosphäre und kann nicht das Wetter beeinflussen.
(Stand: 12.11.24)
Links
Konzern Karadeniz und seine Schiffe (archiviert)
Karadeniz über schwimmende Kraftwerke (archiviert)
Originales Tiktok Video (archiviert)
Restaurant Punto Marino über Google Maps (archiviert)
Seemeilen-Rechner (archiviert)
Onur Sultan bei Vesseltracker (archiviert)
Bericht Puente de Mando (archiviert)
Bericht La Provincia archiviert
Marinetraffic zum Schiff (archiviert)
Frankfurter Rundschau zum Auslöser der Unwetter (archiviert)
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