Nach US-Wahlen
Kein Beleg für Huthi-Waffenstillstand nach Trump-Sieg
12.11.2024, 17:00 (CET), letztes Update: 13.11.2024, 09:12 (CET)
Die US-Präsidentschaftswahlen zwischen Kamala Harris und Donald Trump haben die Medien in den letzten Monaten dominiert. Zur Überraschung vieler Menschen hat Trump die Wahlen deutlich vor der US-Vizepräsidentin für sich entschieden und wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Jetzt kursieren Screenshots, die behaupten, die jemenitischen Huthi-Rebellen hätten am Tag nach den Wahlen eine sofortige Waffenruhe in internationalen Gewässern verkündet – ein angeblicher «Trump-Effekt». Stimmt das?
Bewertung
Falsch. Der Sprecher der Huthi-Rebellen hatte nach Trumps vorläufigen Sieg am 6. November 2024 keine Stellungnahme abgegeben. Später veröffentlichte Huthi-Statements nahmen ebenfalls keinen Bezug auf einen Waffenstillstand.
Fakten
Eine Bilder-Rückwärtssuche von der Person hinter dem Rednerpult auf einem der Screenshots führt zum Sprecher der jemenitischen Huthi-Armee, Jahja Sari, und seinem offiziellen X-Account. Durch den deutlichen Vorsprung von Trump war der Wahlsieg gegen seine Kontrahentin am 6. November so gut wie besiegelt. Scrollt man durch den Feed des Huthi-Militärsprechers, findet sich jedoch wie behauptet «am Tag nach der Wahl» keine Stellungnahme von Sari.
Huthi-Statements ohne Bezug auf US-Wahl
Das erste Statement der jemenitischen Huthi nach dem vorläufigen US-Wahlergebnis wurde am 7. November veröffentlicht, betrifft jedoch nicht den Wahlausgang. Sari postete mehrere Videos von Abdul-Malik Badreddin al-Huthi, einem der Huthi-Anführer. Unter anderem heißt es in einer der Video-Titel: «Unsere Operationen auf See und in den besetzten Gebieten gehen weiter.» (aus dem Arabischen übersetzt).
Ein weiteres Statement folgte am 8. November (dpa berichtete). Die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz im Jemen hat nach eigener Darstellung einen Militärstützpunkt im Süden Israels angegriffen. Der Angriff habe auf die Luftwaffenbasis Nevatim gezielt, sagte Huthi-Militärsprecher Sari. Zudem habe die Miliz eine US-Drohne über dem westlichen Jemen abgefangen. Dazu veröffentlichten sie ein Video vom mutmaßlichen Drohnenabschuss. Auch hier wurde kein Bezug auf die US-Wahlen oder einen «Waffenstillstand auf internationalen Gewässern» genommen.
Weder in der internationalen Presse noch beim arabischen Nachrichtensender Al Jazeera lassen sich Informationen über einen Waffenstillstand finden.
Woher das Sharepic stammt
Das verbreitete Sharepic stammt ursprünglich vom X-Account «NewsNow4USA» mit Sitz im US-Bundesstaat Texas. Der Account beschreibt sich als «erste arabische Plattform für Echtzeit-Berichterstattung über US-Nachrichten». Verbindung zum offiziellen Account des Huthi-Sprechers gibt es keine.
Trump und die Huthi-Rebellen
Kurz vor Ende seiner Amtszeit im Januar 2021 stufte Donald Trump die Huthi-Rebellen als Terrororganisation ein (Spiegel und Deutsche Welle berichteten). Diese Einstufung war umstritten und stieß international auf Kritik, da befürchtete wurde, sie könnte die humanitäre Krise im weiter Jemen verschärfen. Im Februar 2021 hob die Biden-Administration die Einstufung wieder auf.
(Stand: 12.11.2024)
Links
Sharepic auf Facebook (archiviert)
Bilderrückwärtssuche (archiviert)
X-Account Jahja Sari (archiviert)
dpa-Artikel zu Drohnenabschuss der Huthi in der «Frankfurter Rundschau» (archiviert)
X-Video mit Statement von Yahya Saree (archiviert)
Übersetzung des Statements von Yahya Saree (archiviert)
Offizielles Statement Yahya Saree vom 03.11.2024 (archiviert)
Videos von Abdul-Malik Badreddin al-Huthi auf X (archiviert)
Statement von Jahja Sari vom 8. November über Drohenabschuss auf X (archiviert)
X-Video über Drohnenabschuss der Huthi mit Statement von Sari (archiviert)
Google-Suche nach Waffenstillstand (archiviert)
Nachrichtensender Al Jazeera (archiviert)
X-Account «NewsNow4USA» (archiviert)
Ursprünglicher Post des Sharepics von «NewsNow4USA» (archiviert)
Informationen über die Huthis (archiviert)
Medienberichte über Trump und Huthi-Rebellen Spiegel und Deutsche Welle (Spiegel archiviert, Deutsche Welle archiviert)
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