Kein Haustierverbot gefordert
Grüne-Jugend-Chef für Haustier-Adoptionen statt Züchtung
28.10.2024, 12:38 (CET)
Der neue Co-Vorsitzende der Grünen Jugend, Jakob Blasel, soll angeblich gefordert haben, Haustiere zu verbieten. Das ist seit seiner Wahl Mitte Oktober 2024 in den sozialen Netzwerken zu lesen. Aber hat der Bundessprecher wirklich etwas gegen Bello, Miezi und Co?
Bewertung
Falsch. Blasel forderte kein Haustierverbot. Er sprach sich gegen unnötige Züchtungen aus, empfahl dafür aber Adoptionen aus dem Tierheim.
Fakten
Der Screenshot aus dem Beitrag in den sozialen Netzwerken stammt aus einem Artikel der «Bild»-Zeitung. Dort ist zu lesen, dass Blasel angeblich «indirekt auch ein Verbot von Haustieren» fordern soll. Dabei wird auf einen Beitrag des Formats «Ozon» beim Jugendkanal Funk aus dem Jahr 2019 verwiesen.
Damals habe Blasel gesagt: «So liebenswürdig unsere Haustiere auch sind. Das ist ein ziemlicher Umwelt- und CO2-Luxus, den wir uns da leisten. Wir brauchen sie eigentlich nicht. Deshalb sollte es verboten werden, Tiere unnötig zu züchten.»
Der Beitrag ist inzwischen nicht mehr online abrufbar. Eine Sprecherin von Funk gab im Gespräch mit dem Sender RTL an, dass man sich angesichts Blasels politischen Amts dazu entschieden habe, die Inhalte aus dem Netz zu nehmen.
Verschiedene Quellen stellten allerdings klar, dass ein wesentlicher Teil aus dem Funk-Beitrag in den Social-Media-Clips fehlt: Demnach empfahl Blasel, nachdem er sich gegen «unnötige» Züchtungen ausgesprochen hatte, stattdessen Adoptionen aus dem Tierheim. Von einem generellen Haustierverbot habe er an keiner Stelle gesprochen.
Reaktion aus der Politik folgten sofort
Die CSU prangerte einen «grünen Verbotswahn» an, ihr Generalsekretär Martin Huber drehte sogar ein Video mit Hund als Statist und behauptete, die Grüne Jugend wolle «einen treuen Freund wegnehmen».
Hubert Aiwanger von den Freien Wählern bezeichnete die Jugendorganisation als «ideologisch lebensfeindlich»: Haustiere «sollen nicht mehr gezüchtet werden, weil sie atmen», schrieb er auf X. Bei der Bayernpartei wurde das Gerücht sogar ohne jegliche Belege zur «relevanten politischen Position» der Mutterpartei erklärt.
Im Umfeld der Grünen nahm man den Fall gelassen. Jakob Blasel postete auf X ein Foto von sich mit Hund und dem Zusatz, er liebe alle Hunde. Ricarda Lang, die scheidende Bundesvorsitzende der Grünen, veröffentlichte ein Video, in dem sie die Behauptungen der CSU einordnete und Parallelen zu Trumps Falschbehauptungen zog.
Die Meldung über ein geplantes Haustierverbot seitens der Grünen ist nicht neu. So wurden in der Vergangenheit schon Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özedemir fälschlicherweise unterstellt, dass sie ein Haustierverbot planten.
(Stand: 28.10.2024)
Links
«SZ»-Artikel zum 58. Bundeskongress der Grünen Jugend (archiviert)
X-Post «Volksverpetzer» (archiviert)
Instagram-Reel von CSU-Generalsekretär Martin Huber (archiviert)
X-Post von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (archiviert)
X-Post Bayernpartei (archiviert)
X-Post von Grüne-Jugend-Chef Jakob Blasel (archiviert)
X-Post der scheidenden Grünen-Chefin Ricarda Lang (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.