Unbeteiligter wird denunziert

Polizei ermittelt wegen gefälschtem Fahndungsplakat

21.10.2024, 14:33 (CEST)

In sozialen Medien verbreitet sich das angebliche Fahndungsplakat zu einer Vergewaltigung in Bielefeld. Doch der darauf abgebildete Mann hat nichts mit einer solchen Tat zu tun.

In Windeseile verbreitet sich ein Post in sozialen Medien: In Bielefeld habe angeblich ein Mann ein elfjähriges Mädchen missbraucht. Zu der Tat im Stadtteil Baumheide werde aktuell ein Fahndungsaufruf mit Foto verbreitet, um den Täter zu finden. Doch die Polizei ermittelt in Wahrheit in eine ganz andere Richtung.

Bewertung

Das Plakat ist falsch, aktuell gibt es keinen solchen Fall in Bielefeld. Jemand hat das Foto des Mannes zusammen mit der Beschreibung eines 10 Jahre alten Verbrechens verbreitet. Die Polizei ermittelt nun gegen den oder die Verfasser der Fälschung.

Fakten

Die Polizei Bielefeld teilt am 18. Oktober 2024 mit: «Bei dem Fahndungsplakat handelt es sich um eine Fälschung.» Es gebe aktuell weder eine solche Fahndung noch überhaupt solch einen Fall in Bielefeld-Baumheide. In den derzeitigen Fahndungsaufrufen der Polizei in Nordrhein-Westfalen wird kein solcher Fall aufgeführt.

Die Polizei ermittelt stattdessen nun «wegen des Verdachts des Vortäuschens einer Straftat und der üblen Nachrede». Ihren ersten Erkenntnissen zufolge dürfte das Motiv für die Veröffentlichung des Plakats im privaten Bereich liegen. «Wer diese Nachricht teilt, macht sich womöglich strafbar», warnen die Beamten zudem.

Vor Jahren ein solcher Fall in Bielefeld - Täter verurteilt

Den auf dem Fake-Fahndungsplakat beschriebenen Fall gab es wirklich - allerdings schon im November 2012. Damals fahndet die Kripo mit einem Phantomfoto. Der Serientäter wird im Oktober 2015 gefasst und später zu mehr als 10 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Inzwischen ist er im Gefängnis gestorben.

Betroffener wehrt sich gegen Verleumdung

Der Unbeteiligte kämpft nach Angaben der «Neuen Westfälischen» (kostenpflichtig) vom 19. Oktober gegen die Desinformation über ihn. «Bitte teilen, weil das eine Lüge ist», schreibt er demnach auf Instagram. In Beiträgen werde fälschlicherweise behauptet, er habe eine Person vergewaltigt. «Diese Anschuldigung ist haltlos und unwahr.» Er wolle die «rufschädigende Verleumdung» strafrechtlich verfolgen lassen.

Neben regionalen Medien (etwa hier und hier) hat auch die österreichische Fakencheck-Plattform Mimikama über die Desinformation aus Bielefeld berichtet.

Hinweis

Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen verlinkt dpa in diesem Fall nicht auf Social-Media-Posts mit dem gefälschten Fahndungsplakat.

(Stand: 21.10.2024)

Links

Polizei Bielefeld über gefälschtes Plakat (archiviert)

Polizei Nordrhein-Westfalen Fahndungsaufrufe

«Neue Westfälische» über Fall von 2012 (archiviert)

«Lippische Landes-Zeitung» über Serientäter (archiviert)

«Westfalen-Blatt» über Festnahme des Serientäters (archiviert)

«Westfalen-Blatt» über Urteil gegen Serientäter (archiviert)

«Westfalen-Blatt» über Tod des Serientäters (archiviert)

«Westfalen-Blatt» über Fake in Bielefeld, kostenpflichtig (archiviert)

«Neue Westfälische» über Fake in Bielefeld, kostenpflichtig (archiviert)

Mimikama über Fake in Bielefeld (archiviert, verpixelter Fake-Fahndungsaufruf archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.