Kein Bezug zu McDonald's

Alte Bilder von einem Kriminalfall in den USA

4.10.2024, 17:10 (CEST)

Fast Food gilt als ungesund, manche meiden es konsequent. Doch dass in Hamburgern einer Schnellimbisskette auch Menschenfleisch steckt, ist eine alte und unbewiesene Legende.

Die Live-Schalte einer Nachrichtensendung, ein Reporter steht vor einem Lagerhaus und berichtet über eine Razzia des FBI. In der Halle seien Leichenteile gefunden worden. Dieses Video macht jetzt die Runde mit der Behauptung, die Fahnder hätten «die sterblichen Überreste von Menschen bei einem Fleischlieferanten von McDonald's» entdeckt. Geht das wirklich aus dem TV-Bericht hervor?

Bewertung

Nein, der Fernsehbericht über einen Leichenfund im Jahr 2013 hat mit McDonald‘s überhaupt nichts zu tun. Die Imbisskette wird darin nirgends erwähnt, es geht um einen alten Kriminalfall.

Fakten

Ein Artikel der Satire-Webseite «Huzlers» vom März 2014 könnte die Legende vom Menschenfleisch in Hamburgern von McDonald's in die Welt gesetzt haben. «Huzlers.com» beschrieb sich als «eine Kombination aus echten schockierenden Nachrichten und Satire-Nachrichten, um seine Besucher in einem Zustand der Ungläubigkeit zu halten». Diese Selbstauskunft ist auch unter dem inzwischen gelöschten Artikel über McDonald‘s zu finden. Die Website existiert ebenfalls nicht mehr.

Das Video, das jetzt in aktuellen Facebook-Posts verbreitet wird, wurde schon im Dezember 2013 bei Youtube gepostet. In dem gesamten Fernsehbericht wird McDonald‘s nirgends erwähnt. Ebensowenig wird behauptet, die Hamburger hätten irgendetwas mit Menschenfleisch zu tun. Wer sich die Sendung anschaut, kann sich leicht selbst überzeugen, dass es damals um etwas völlig anderes ging.

FBI durchsuchte ein Lagerhaus in Detroit

Der Bericht dreht sich um die Durchsuchung eines Lagerhauses in Detroit Ende 2013. Dort betrieb ein Mann namens Arthur Rathburn das Unternehmen «International Biological», das Leichenteile vermittelte und verkaufte, die Rathburn oft in fragwürdiger Weise erworben hatte. Dabei machte er Profit mit den Überresten von Menschen, die ihren Körper unentgeltlich der Wissenschaft zur Verfügung stellen wollten.

Der Leichenhändler verkaufte auch Körperteile von Menschen, die beispielsweise an Hepatitis oder HIV erkrankt waren, ohne jedoch seine Kunden über die Infektionsgefahr zu unterrichten. Rathburn wurde im Mai 2018 deswegen zu einer Gefängnisstrafe von neun Jahren verurteilt. Verschiedene Medien haben seinerzeit über den Fall und den anschließenden Prozess berichtet.

Ebensowenig wie in der TV-Reportage oder Medienberichten aus der Zeit taucht in den Gerichtsdokumenten zum Verfahren gegen Rathburn der Name McDonald's auf. Die Behauptungen über die Hamburger-Kette, die in aktuellen Facebook-Posts mit dem fast elf Jahre alten Video verbreitet werden, entbehren mithin jeder Grundlage.

Kannibalismus in Deutschland nicht verboten

In Deutschland ist das Essen von Menschenfleisch zwar kulturell geächtet, aber nicht illegal. Dennoch wurde etwa der sogenannte Kannibale von Rotenburg rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt - wegen Mordes in Tateinheit mit Störung der Totenruhe.

(Stand 03.10.2024)

Links

FBI bei Facebook (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Video ABC (archiviert)

Artikel Huzlers, archiviert

Selbstbeschreibung Huzlers, archiviert

Artikel Vice (archiviert)

Artikel The Detroit News (archiviert)

Gerichtsdokumente (archiviert)

Über Kannibalismus (archiviert)

Rechtslage (archiviert)

Urteil zum «Kannibalen von Rotenburg» (archiviert)

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