München ist nicht Rom

Betrugsversuch mit Fluggepäck stützt sich auf altes Foto

30.9.2024, 17:31 (CEST)

Reisegepäck enthält neben Badehose und Bikini mitunter wertvolle Gegenstände. Doch die Botschaft, verlorene Koffer würden für zwei Euro abgegeben, ist leider falsch.

Große Flughäfen müssen täglich Tausende Koffer richtig sortieren. Dabei geht das eine oder andere Gepäckstück auch mal verloren. Was geschieht damit? Angeblich verkauft der Flughafen München gerade verlorenes Gepäck für zwei Euro, schreiben Facebook-Nutzer und stellen ein Foto zahlreicher Koffer in einem Flughafen-Hangar dazu. Doch sei gewarnt, wer hier ein Schnäppchen wittert.

Bewertung

Es gibt keine verlorenen Koffer für zwei Euro vom Flughafen München. Das Foto, das mit dem Versprechen verbreitet wird, ist schon zehn Jahre alt und stammt aus Rom. Mit solchen Seiten versuchen Betrüger, persönliche Daten abzugreifen.

Fakten

Der Flughafen München hat seine Facebook-Seite vor mehr als 14 Jahren eingerichtet und inzwischen mehr als 167.000 Follower. Sie ist auf der Website munich-airport.de verlinkt.

Das Facebook-Profil, auf dem die verlorenen Koffer für zwei Euro angeboten werden, besteht hingegen erst seit dem 11. September 2024 und hat ganze vier Follower. Diese Seite firmiert als «Flughafen Munchen» (mit «u» statt «ü») und enthält kein Impressum mit Postadresse und Kontaktmöglichkeiten, obwohl das für gewerblich genutzte Seiten vorgeschrieben ist.

Das Foto von den herrenlosen Gepäckstücken stammt auch nicht aus München. Eine Bilderrückwärtssuche führt zu identischen Fotos, die ein Gepäck-Chaos am italienischen Flughafen Rom-Fiumicino zeigen.

Vorsicht vor Datendieben

Im Post heißt es: «Um zu bestellen, klicken Sie auf die Schaltfläche in der Anzeige und gehen Sie auf die Website!» Ein Link ist in dem Beitrag jedoch nicht zu finden. Andere Beträge des Facebook-Accounts verlinken jedoch auf Portale, wo Nutzer zur Eingabe persönlicher Daten aufgefordert werden.

Die Polizei und Verbraucherschützer warnen immer wieder vor gefälschten Webseiten und Angeboten, die versuchen, die Nutzer zu täuschen. Besonders vorsichtig sollten Nutzer sein, wenn ungewöhnliche Aufforderungen zur Eingabe von persönlichen Daten/Sicherheitsdaten auftauchen. Unter www.polizei-praevention.de gibt beispielsweise das Landeskriminalamt Niedersachsen Tipps, wie man sich vor Phishing-Webseiten schützen kann.

Wie die Faktenprüfer von Mimikama berichten, wurden bei ähnlichen Facebook-Beiträgen Kreditkartendaten abgefragt. Dazu hat auch die «Bild» einen Artikel veröffentlicht.

Derartige Betrugsversuche gibt es häufiger: Ein dpa-Faktencheck entlarvte kürzlich einen falschen Kofferverkauf für angeblich 1,95 Euro auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle. Der Flughafen München bestätigte der dpa auf frühere Nachfrage, dass es sich um Fake-Angebote handelt. «Wir haben diese Seiten schon frühzeitig an die Polizeibehörden weitergemeldet», teilte ein Sprecher mit.

Derweil stimmt es, dass bestimmte Flughäfen nicht abgeholte Gepäckstücke nach einer Weile versteigern. «Fundsachen werden sechs Monate aufbewahrt. Wird der Gegenstand in diesem Zeitraum nicht abgeholt, wird er öffentlich versteigert», schreibt der Flughafen München. Allerdings landen laut dem Sprecher nur Koffer, die im öffentlichen Bereich des Flughafens aufgefunden werden, im Fundbüro des Airports.

(Stand: 30.9.2024)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Facebook-Seite Flughafen München (archiviert)

Website Airport München (archiviert)

Verlinkte Seite (archiviert)

Fake-Seite (archiviert)

Kontaktinfos (archiviert)

Ergebnisse Bilder-Suche (archiviert)

Mimikama (archiviert)

«Bild» (archiviert)

dpa-Faktencheck

Flughafen München Website (archiviert)

Flughafen München Facebook-Seite (archiviert)

Polizei-Seite (archiviert)

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