Libanon und Syrien
Kein Bezug zu Nasrallah-Tod - Frau sang 2020 bei Protesten
30.9.2024, 17:09 (CEST)
Nach dem Tod von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch einen gezielten israelischen Luftschlag gibt es im Libanon dreitägige Trauerfeiern. Derweil verbreitet sich ein Video, das angeblich den Jubel über die Militäraktion zeigt. Auf Facebook heißt es, in Syrien und dem Libanon feierten Menschen auf der Straße die Befreiung von der Hisbollah-Führung. Im Clip filmt sich zunächst eine singende Frau selber inmitten einer Menschenmenge, danach sind feiernde Menschen auf der Straße und in Autos zu sehen.
Bewertung
Das Video der libanesischen Frau ist mehr als vier Jahre alt und daher keine Reaktion auf Nasrallahs Tod. Die zweite Szene wurde in Syrien aufgenommen.
Fakten
Das Video mit den singenden Frauen stammt vom Januar 2020. Damals hat eine der beiden den Clip bei Tiktok hochgeladen. Zu dieser Zeit gab es regelmäßig Proteste gegen die Regierung in Beirut. In der Beschreibung unter dem Foto steht auf Arabisch: «Wir sind die Revolution und die Wut.»
Weil die Sequenz mit falscher zeitlicher Zuordnung viral gegangen ist, hat die Userin am 29. September einen Tiktok-Post veröffentlicht. Darin bestätigt sie, dass das Video nicht aktuell ist. Sie schreibt: «Hört auf, News zu faken!!» Nach eigenen Angaben lebt sie aktuell nicht mehr im Libanon.
Herkunft der zweiten Video-Szene unklar
Unklar ist, ob sich die gesamte Menschenmenge aus dem zweiten Teil des Facebook-Videos tatsächlich über die Nasrallah-Tötung freut. Aufgenommen wurde die Szene an einem Kreisverkehr in der nordsyrischen Stadt Azaz. Zu erkennen ist das an der Skulptur zweier verschränkter Hände im Hintergrund.
Den jungen Mann, der im Facebook-Video mit einem Tablett Süßigkeiten verteilt, sieht man auch in einem anderen Video, das am 27. September 2024 in sozialen Medien verbreitet wird. In beiden Aufnahmen schwenken Personen eine Variante der syrischen Flagge, die die Opposition im Land nutzt.
Es gibt durchaus Berichte, dass in Nordsyrien Menschen den Tod des Hisbollah-Chefs feierten, teilweise war das zum Beispiel in Videos aus Idlib zu sehen.
Weltweit Demonstrationen nach Nasrallah-Tod
Der Generalsekretär der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, war bei einem israelischen Luftangriff am 27. September 2024 getötet worden. Er hatte die militante Schiiten-Miliz seit 30 Jahren angeführt. Sein Tod war der schwerste Schlag Israels gegen die Hisbollah und einen ihrer größten Feinde seit Jahrzehnten.
In der Folge gab es weltweit Reaktionen - sowohl Wut und Trauer als auch Begeisterung. In Israel reagierten viele Menschen mit Freude und Erleichterung. In der britischen Hauptstadt London versammelten sich Gegner der iranischen Staatsführung vor der israelischen Botschaft und feierten. Der Iran, dessen Staatsführung die Hisbollah politisch und militärisch mit aufgebaut hat, verkündete, fünf Tage lang für Nasrallah trauern zu wollen.
(Stand: 30.9.204)
Links
Facebook-Post mit Falschbehauptung (archiviert, Video archiviert)
Originalvideo auf Tiktok (archiviert)
Tiktok-Post mit Statement (archiviert)
Amnesty International über Proteste im Libanon 2020 (archiviert)
X-Post über Verbreitung des Videos (archiviert)
dpa-Meldung über Nasrallah-Tod via «zeit.de» (archiviert)
«Jerusalem Post»-Artikel über Feiern in Idlib (archiviert)
NPR-Artikel über Trauerzeit in Iran (archiviert)
«Times of Israel»-Artikel über Feiern in Idlib (archiviert)
«Daily Mail»-Artikel u. a. über Feiern in London (archiviert)
«Washington Post»-Artikel über Feiern in Israel (archiviert)
Skulptur in Azaz auf Google Maps (archiviert)
Informationen zur Skulptur in Azaz (archiviert)
BBC-Artikel über Symbole der syrischen Opposition (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.