Nahrungsmittel

Mikrowellenherde nicht schädlicher als andere Erhitzungsmethoden

20.09.2024, 13:13 (CEST)

Die Behauptung, Mikrowellen seien schädlich und zerstöre Nährstoffe im Essen hält sich hartnäckig. Doch sie sind nicht gefährlicher als andere Kochmethoden - sie erhitzen nur auf eine andere Weise.

Mikrowellenherde dienen in vielen Haushalten als Alternative zum Elektroherd oder -backofen. Für manche Nahrungsmittel ist das schnelle Erwärmen besonders praktisch. Wegen der Funktionsweise sorgen sich aber immer wieder Menschen um «Strahlungen» im Essen. So wird etwa in einem Video behauptet, Mikrowellen würden Nährstoffe im Essen zerstören und darin erhitztes Essen sei «giftig». Doch diese Sorgen sind völlig unnötig.

Bewertung

Mikrowellenherde machen Essen nicht «giftig» und sind nicht pauschal schädlicher als andere Erhitzungsmethoden. Sie erhitzen Lebensmittel nur anders als etwa ein Elektroherd oder -backofen. Intakte Geräte sind sehr sicher.

Fakten

Bei der Erwärmung in einem Mikrowellenherd werden die Wassermoleküle in den Speisen sehr schnell in Bewegung gebracht. Dadurch wird Wärme erzeugt. Der Drehteller sorgt dafür, dass das gleichmäßig geschieht.

Die Strahlung aus Mikrowellenherden macht Nahrung nicht «giftig». Man spricht bei Mikrowellen von sogenannter «nichtionisierender» Strahlung, die im Gegensatz zu etwa radioaktiver Strahlung nicht genverändernd ist.

Nach dem Erwärmen ist keine Strahlung mehr im Essen vorhanden. Zudem bestätigen Messungen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), dass die Mikrowellen auch außerhalb von intakt funktionierenden Geräten minimal sind und weit unter dem gesetzlichen Grenzwert liegt.

Nährstoffe werden nicht pauschal «zerstört»

Das Erhitzen von Lebensmitteln, etwa durch Kochen auf einem Elektroherd, Garen in einem Backofen oder eben in einem Mikrowellenherd, verursacht immer eine gewisse Reaktion und hat Einfluss auf die enthaltenen Inhaltsstoffe. Das sehr schnelle Erhitzen vertragen manche Vitamine besser als andere.

Eine Studie aus 2007 zeigt zum Beispiel, dass bei der Mikrowellenzubereitung von Brokkoli mehr als 90 Prozent Vitamin C erhalten blieben. Beim Kochen seien es nur rund 66 Prozent. Die Lage ist allerdings nicht eindeutig: In einer Studie von 2002 wurden zwar größere Verluste vermerkt - andere wissenschaftliche Arbeiten (aus 2009, 2010 und 2012) sehen hingegen Vorteile bei der Mikrowellenzubereitung.

Das Vitamin B12 soll anfälliger für das schnelle Erhitzen durch Mikrowellen sein. Vitamine können allerdings auch wasserlöslich sein und werden dementsprechend oft im Kochwasser weggekippt - das passiert im Mikrowellenherd nicht.

Elektromagnetische Strahlung nicht gleich «verstrahlt»

Technik im Alltag ist regelmäßig Thema unbewiesener Behauptungen, Falschmeldungen oder sogar Verschwörungstheorien. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat bereits zu verschiedenen solcher Themen Faktenchecks veröffentlicht; zum Beispiel zum 5G-Netz oder zu Elektroautos.

(Stand: 19.09.2024)

Links

Facebook-Beitrag mit Behauptung (archiviert)

Archiviertes Video zu Facebook-Beitrag

MSGIV über Strahlung (archiviert)

Funktion einer Mikrowelle (archiviert)

Nichtionisierende Strahlung (archiviert)

Cancer Code Europe über Strahlung (archiviert)

Studie (2002): Vitamin C in Brokkoli (archiviert)

Studie (2007): Vitamin C in Brokkoli (archiviert)

Studie (2009): Vitamin C in Brokkoli (archiviert)

Studie (2010): Vitamin C in Brokkoli (archiviert)

Studie (2012): Vitamin C in Brokkoli (archiviert)

Studie zu Vitamin B12 in der Mikrowelle (archiviert)

BfS über Mikrowellen (archiviert)

dpa-Faktencheck zu 5G-Strahlung

dpa-Faktencheck zu Strahlung in Elektroautos

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