Nach Pager-Explosionen

Ukrainische Botschaft: Keine Mitarbeiter im Libanon verletzt

18.09.2024, 17:30 (CEST)

Im Libanon explodieren zeitgleich Hunderte kleine Kommunikationsgeräte, sogenannte Pager. Viele Fragen sind noch offen. Dennoch verbreiten Internetuser bereits unbelegte Behauptungen.

Bei den gleichzeitigen Explosionen Hunderter Pager im Libanon sind nach jüngstem Informationsstand am 17. September 2024 mindestens 12 Menschen getötet und etwa 2.800 weitere verletzt worden. In sozialen Netzwerken kursieren in diesem Zusammenhang bereits zahlreiche Nachrichten und Bilder. Nun behaupten Accounts auf der Plattform X, dass angeblich auch der Erste Sekretär der ukrainischen Botschaft im Libanon bei den Explosionen verletzt worden sei. Stimmt das?

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Die Botschaft der Ukraine im Libanon erklärte auf Anfrage, dass es sich um eine Fehlinformation handelt. Es seien keine Mitarbeiter der Vertretung bei den Pager-Explosionen verletzt worden. Der Botschaftsbetrieb laufe normal weiter, die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt.

Fakten

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat bei der ukrainischen Botschaft im Libanon nachgefragt. Weder der Erste Sekretär noch andere Mitarbeiter der Botschaft oder Familienangehörige seien bei den gestrigen Pager-Explosionen verletzt worden, teilte die Auslandsvertretung mit. «Die Botschaft arbeitet wie gewohnt, obwohl die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen erhöht wurden.»

Auf Telegram hat das staatliche Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation der Ukraine bereits am Dienstagabend eine Warnung veröffentlicht: «Nach Überprüfung der Informationen beim Außenministerium der Ukraine und der Botschaft der Ukraine im Libanon teilt das Zentrum mit, dass sich unter den Toten und Verwundeten keine ukrainischen Diplomaten oder Bürger der Ukraine befinden.»

Auch die ukrainische Botschaft bestätigte auf dpa-Anfrage, dass sie «keine Informationen über den Tod oder die Verletzung anderer ukrainischer Staatsbürger erhalten» habe, die sich ständig oder vorübergehend im Libanon aufhalten. «Wir beobachten die Situation in dieser Hinsicht jedoch sorgfältig», teilte die Vertretung mit.

Eine dpa-Anfrage an die Organisation hinter dem X-Account, der die Behauptung verbreitete, blieb unbeantwortet.

Viele Fragen nach Pager-Explosionen noch offen

Als Folge der gleichzeitigen Explosion Hunderter sogenannter Pager sind am 17. September im Libanon rund 2.800 Menschen verletzt worden, mindestens zwölf Menschen starben. Unter den Verletzten sollen viele Kämpfer der proiranische Schiitenmiliz Hisbollah sein, unter ihnen Mitglieder der Elitetruppe Radwan. Viele Fragen sind nach den Explosionen aber noch offen.

Experten gehen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Hisbollah wichtiges Kommunikationssystem handelte. Im Raum steht die Vermutung, dass Israel die Geräte als Angriff auf Hisbollah-Kämpfer gezielt zur Explosion gebracht haben könnte. Nach Angaben der Hisbollah sind Pager explodiert, die von verschiedenen Hisbollah-Einheiten und -institutionen genutzt worden seien.

Die Hisbollah ist der wichtigste nichtstaatliche Verbündete der Islamischen Republik Iran. Beide machen den gemeinsamen Erzfeind Israel für die Explosionen verantwortlich. Wie in anderen Fällen zuvor hat sich Israel bislang nicht öffentlich geäußert.

(Stand: 18.9.2024)

Links

Webseite der ukrainischen Botschaft im Libanon (archiviert)

Warnung des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation der Ukraine (archiviert)

dpa-Meldung «Pager-Explosionen im Libanon: Was wir wissen und was nicht» via «Welt» - Stand 18. September 2024, 12:53 Uhr (archiviert)

X-Post (archiviert)

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