Nach Durov-Verhaftung
Video über stornierte Kampfjet-Bestellung ist gefälscht
16.9.2024, 15:09 (CEST)
Pavel Durov wurde am 24. August 2024 auf einem Flughafen bei Paris festgenommen. In einem Facebook-Post wird behauptet, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hätten daraufhin eine Bestellung von 80 Kampfflugzeugen aus Frankreich eingefroren. Ein angebliches Video des Medienunternehmens Al Jazeera soll diese Meldung über soziale Netzwerke verbreitet haben. Stimmt das?
Bewertung
Es gibt keine Beweise dafür, dass die Vereinigten Arabischen Emirate einen Vertrag über den Kauf von 80 Kampfflugzeugen aufgrund der Verhaftung von Pawel Durow eingefroren hätten. Das Video, das als Quelle dienen soll, ist gefälscht. Es ist nicht von Al Jazeera.
Fakten
Pavel Durov stammt aus Russland, lebt aber in den Vereinigten Arabischen Emiraten, von wo aus er auch Telegram leitet. Er besitzt die französisch-emiratische Doppelstaatsbürgerschaft. Am 24. August 2024 wurde er auf dem französischen Flughafen Le Bourget festgenommen. Gegen ihn wird in Frankreich wegen des Verdachts der Beihilfe zu kriminellen Aktivitäten über Telegram ermittelt.
Die VAE erklärten daraufhin in einer Pressemitteilung, dass man den Fall aufmerksam verfolge und Frankreich gebeten habe, Durov die erforderlichen konsularischen Dienste zur Verfügung zu stellen. Es wird dort aber mit keinem Wort erwähnt, dass der Vertrag über den Kauf von Kampfflugzeugen annulliert worden wäre.
Diesen hatten die VAE im Dezember 2021 mit dem französischen Flugzeughersteller Dassault Aviaton unterzeichnet. Die Emirate erwarben demnach unter anderem 80 Rafale-Kampfflugzeuge, die ab 2027 geliefert werden sollen.
Insgesamt hat die Vereinbarung einen Wert von mehr als 17 Milliarden Euro und ist damit die bisher größte Bestellung dieser Flugzeuge. Auch deshalb wäre eine Aufkündigung des Vertrags seitens der Emirate öffentlich geworden. Dies aber nicht der Fall.
Auf der Website von Al Jazeera findet sich keine Spur von dem Video, abgesehen von der anfänglichen Berichterstattung über den Vertrag im Jahr 2021. Auch auf dem YouTube-Kanal des Senders ist das Video nicht zu finden. Es entspricht zudem nicht dem Stil von Al Jazeera. In den Nachrichtenvideos des Senders ist fast immer ein Reporter zu sehen oder zu hören. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP bezeichnet Al Jazeera das Video als «Fake».
Es ist nicht das erste Mal, dass der Name seriöser Medien wie Al Jazeera oder der BBC missbraucht wird, um gefälschte Videos mit Desinformationen zu verbreiten. Mehrere dpa-Faktenchecks konnten solche Inhalte bereits als Fälschung erkennen.
(Stand: 16.9.2024)
Links
Zeit Online zum Kampfjet-Kauf (archiviert)
Pressemitteilung zu Kampfjet-Kauf (archiviert)
VAE-Statement zu Durov-Festnahme (archiviert)
Al Jazeera-Artikel aus 2021 (archiviert)
Archivierte Suche auf der Website von Al Jazeera
Archivierte Suche auf YouTube-Kanal von Al Jazeera
Time Magazine über Pavel Durov (archiviert)
France24-Artikel zum Vertrag (archiviert)
AP-Faktencheck zum Thema (archiviert)
dpa-Faktencheck zu gefälschten BBC-Video
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.