Mpox-Ausbreitung

WHO dementiert angebliche Lockdown-Anweisung

27.8.2024, 09:21 (CEST)

Die WHO soll angeblich angeordnet haben, dass sich Regierungen wegen der Mpox-Ausbreitung wieder auf Lockdowns vorbereiten. Dafür gibt es aber keine Belege.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ausbreitung einer neuen Variante der Mpox-Krankheit, früher bekannt als Affenpocken, eine «Notlage internationaler Reichweite» ausgerufen. Auf Facebook kursiert nun ein Screenshot, auf dem es heißt, die WHO hätte angeblich angeordnet, dass sich Regierungen «aufgrund des tödlichen Affenpocken-Stamms» auf «Mega-Lockdowns» vorbereiten sollen. Stimmt das?

Bewertung

Nein, die Behauptung ist frei erfunden. Ein WHO-Sprecher erklärte auf dpa-Anfrage, dass die WHO keine Regierungen angewiesen hat, sich auf Lockdowns vorzubereiten. Dies könnte sie aufgrund der Souveränität der Staaten auch nicht anordnen. Die Behauptung stammt von einer Website, die regelmäßig Fehlinformationen verbreitet.

Fakten

«Die WHO hat die Regierungen nicht angewiesen, sich darauf vorzubereiten, wegen Mpox neue, harte Lockdowns oder überhaupt Lockdowns zu veranlassen.» erklärte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic auf dpa-Anfrage. Jasarevic betonte zudem, dass die WHO überhaupt nicht in der Lage sei, eine solche Anordnung zu erlassen: «Nur die Länder selbst haben die Souveränität, Entscheidungen und Maßnahmen für die Gesundheit ihrer Bevölkerung zu treffen.»

Auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestages erklärte im Jahr 2023: «Potenzielle Grundrechtseingriffe wären allein die Folge eines souveränen staatlichen Handelns.» Der Weltgesundheitsorganisation wird immer wieder vorgeworfen, in die Souveränität einzelner Länder einzugreifen. Mehrere dpa-Faktenchecks konnten dies bereits widerlegen.

Der Screenshot stammt aus einem Artikel, der von «The People's Voice» veröffentlicht wurde. Einer Website, die für die Verbreitung von Falschbehauptungen bekannt ist. Im vollständigen Artikel heißt es, die WHO würde nicht nur anordnen, dass Regierungen sich auf Lockdowns vorbereiten sollen. Sie gehe obendrein davon aus, dass die neue «Affenpocken-Variante» sich zu einer tödlichen Pandemie entwickele.

Mpox unterscheidet sich deutlich von Covid-19

Doch das ist falsch, so WHO-Sprecher Jasarevic. Auch der WHO-Direktor für Europa, Hans Kluge, erklärte bei einer Pressekonferenz am 20. August 2024 in Genf: «Mpox ist nicht das neue Covid» und fügte hinzu: «Wir wissen, wie wir Mpox eindämmen können». Auf die Frage von Journalisten, ob wie bei der Corona-Pandemie Lockdowns bevorstehen, antwortete Kluge mit «Nein».

Anders als bei der Corona-Pandemie rät die WHO nicht zum Tragen von Mundschutz, da das Virus hauptsächlich durch engen Kontakt - jedoch nicht ausschließlich über Sexualkontakte - übertragen wird. Die Krankheit verursacht Fieber, Muskelschmerzen und Hautläsionen. Impfstoffe gegen Mpox sind bereits verfügbar. Die WHO empfiehlt Menschen mit hohem Infektionsrisiko in den betroffenen Gebieten, sich impfen zu lassen.

Neue Mpox-Variante gilt als ansteckender und gefährlicher

Im Jahr 2022 gab es bereits einen Ausbruch von Mpox in Europa. Damals handelte es sich um die Virusvariante Klade II. Die aktuell verbreitete, vor allem in der Demokratischen Republik Kongo vorherrschende Variante Klade Ib gilt als ansteckender und gefährlicher. Laut der afrikanischen Organisation für Seuchenkontrolle CDC sind seit Beginn des Jahres 2024 bereits 517 Menschen an Mpox gestorben.

Aus diesem Grund hat die WHO am 14. August 2024 die Verbreitung der Mpox-Variante Klade Ib zur internationalen gesundheitlichen Notlage erklärt. Die höchste Alarmstufe der WHO. Eine koordinierte internationale Reaktion sei erforderlich, «um diese Ausbrüche zu stoppen und Leben zu retten», erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

(Stand: 23.8.2024)

Links

dpa-Faktencheck zu WHO und Pandemievertrag

dpa-Faktencheck zu WHO und Gesundheitsvorschriften

Afrikanisches CDC zu Mpox-Situation vor Ort (archiviert)

WHO-Empfehlung zu Mpox-Impfungen (archiviert)

WHO zu Mpox-Krankheit (archiviert)

WHO zu Mpox-Ausbruch im Jahr 2022 (archiviert)

archiviert, Video archiviert)

Informationen über Hans Kluge (archiviert)

Robert Koch-Institut zu Mpox-Impfung (archiviert)

WHO-Statement zu Mpox-Ausbruch (archiviert)

Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags (archiviert)

Tagesschau zu Mpox und Vergleich mit Covid-19 (archiviert)

Artikel mit Behauptung (archiviert)

Post auf X mit Behauptung (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

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