Digitaler Betrug

Vermeintlicher «Tagesschau»-Beitrag ist gefälscht

21.8.2024, 15:22 (CEST)

Schon wieder fälschen Betrüger einen «Tagesschau»-Beitrag für ihre Zwecke. Doch mit ein bisschen Recherche ist der Fake schnell entlarvt.

Die «Tagesschau» widmet zwei Minuten Fernsehzeit einem Beitrag, der ein Finanzprodukt bewirbt - kann das sein? Diesen Eindruck macht eine Anzeige auf Facebook. Zu sehen ist ein vermeintlicher Ausschnitt aus der Nachrichtensendung: Scheinbar spricht zu Beginn Moderator Constantin Schreiber über eine Finanzplattform und schaltet dann zu einer Reporterin. Schließlich ist Günther Jauch zu sehen, der ebenfalls über das Produkt zu sprechen scheint. Doch dies ist nicht das erste Mal, dass mit digitalen Tricks etablierte Medienformate nachgeahmt werden,

Bewertung

Der Beitrag ist eine Fälschung. Weder war das Finanzprodukt Thema in der «Tagesschau» noch hat Jauch dafür geworben.

Fakten

Offensichtlich sind die Aussagen der Personen in dem Video künstlich erzeugt worden - und zwar sowohl Ton als auch Bild. Oft passen die in dem Video gesprochenen Worte nicht zu den Bewegungen der Lippen - ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich nicht um Originalaufnahmen handelt.

Zudem wird der Vorname «Günther» immer wieder falsch ausgesprochen. Offensichtlich erkennt die Software, die die Stimme erzeugt, den zweiten Buchstaben nicht als Umlaut, sodass der Name nach «Gunther» klingt.

Wer bei Google nach dem vermeintlichen Beitrag der «Tagesschau» sucht, wird nicht fündig. All das beweist: Constantin Schreiber hat diese Worte nie gesprochen.

Bilder aus Talkshow verwendet

Anschließend spricht dann angeblich Günther Jauch über die angepriesene Finanzplattform. Auch hier passen Lippenbewegungen und Stimme nicht zueinander. Die Fälscher greifen für diesen Ausschnitt auf Bilder aus einer alten Sendung von Sandra Maischberger zurück. Jauch und Maischberger tragen darin die gleiche Kleidung wie in dem gefälschten Video.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich mittlerweile Stimmen von Personen authentisch imitieren. Im Netz sind Programme frei verfügbar, mit denen man anderen Menschen Worte in den Mund legen kann, die sie nie gesagt haben.

Vorsicht bei Aufforderungen zur Eingabe persönlicher Daten

Das Video fügt sich in eine Serie gefälschter Videos ein, die Betrüger generiert haben, um für Produkte zu werben. Prominente eignen sich offenbar besonders gut als Grundlage solcher Videos, um Interessierte in die Falle zu locken. Auch die Marke «Tagesschau» wird immer wieder für solche Betrügereien missbraucht.

Oftmals verlinken die Anzeigen, die diese Videos verbreiten, zu einer Webseite mit demselben oder einem ähnlichen Namen des beworbenen Produkts. Dort werden Nutzer dann aufgefordert, sich zu registrieren und private Daten einzugeben.

Bei der Eingabe von persönlichen Daten sollten Internet-Nutzer jedoch immer wachsam und vorsichtig sein: Verbraucherschützer und die Polizei warnen dringend davor, bei unseriösen Internetseiten und Angeboten oder Gewinnspielen die eigene E-Mail-Adresse oder sonstige persönliche Daten weiterzugeben - auch weil diese Daten verkauft werden könnten.

(Stand: 20.8.2024)

Links

Facebook-Post (archiviert)(Video archiviert)

Google-Suche (archiviert)

dpa-Faktencheck (1)

Sendung Maischberger (Foto archiviert)

«Der Standard»-Bericht über KI und Stimmen (archiviert)

dpa Faktencheck (2)

dpa Faktencheck (3)

dpa Faktencheck (4)

dpa Faktencheck (5)

Verbraucherschützer (archiviert)

Polizei (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.