Palästina-Demonstrant mit Hitlergruß wurde in Kanada fotografiert

Ein Foto, das offenbar einen Hitlergruß bei einer pro-palästinensischen Demonstration zeigt, wird auf Social Media in einen Zusammenhang mit den rechten Protesten und Ausschreitungen in Großbritannien gesetzt. Es entsteht der Eindruck, dass auch muslimische beziehungsweise pro-palästinensische Demonstranten in England rechte Symbole verwenden würden.

Bewertung

Das Foto stammt nicht aus England, sondern wurde 2023 in Kanada aufgenommen. Ein falsches deutschsprachiges Posting geht auf einen Journalisten zurück, der den Fehler noch am selben Tag eingeräumt hat.

Fakten

Der Journalist Jan Fleischhauer hat das Bild am 6. August 2024 auf X verbreitet. Er schrieb dazu: «Huch, ich dachte, die Rechtsradikalen in England wären die, die Jagd auf Muslime machen.» Screenshots davon kursieren weiterhin, zum Beispiel auf Facebook. Nach Hinweisen aus der X-Community räumte Fleischhauer einen Fehler ein und veröffentlichte ein anderes Bild eines Hitlergrußes, das tatsächlich aus London stammt und eine aktuelle pro-palästinensische Demonstration zeigen soll.

Das zunächst veröffentlichte Foto findet sich mit einer Bilderrückwärtssuche bereits vor den Unruhen in Großbritannien im Sommer 2024 im Netz, und zwar in Beiträgen aus dem Jahr 2023. Es kann also keinen Bezug zu den jüngsten Demonstrationen und Ausschreitungen haben.

Kanada, nicht Großbritannien

So findet sich ein Beitrag auf einer Facebook-Seite von pro-israelischen Studierenden an der Universität von Calgary, die sich «SSI UofC Chapter» nennen. In dem Post vom 31. Oktober 2023 ist das besagte Foto des Demonstranten mit Hitlergruß zu sehen.

Die Demonstration fand vor dem Rathaus von Calgary statt, wie Abgleiche der Gebäude im Hintergrund mit Aufnahmen von Google Street View zeigen. Dort hatte es zwei Tage zuvor sowohl eine Pro-Palästina- als auch eine Gegendemonstration gegeben, wie Fotos auf einem Instagram-Profil zeigen. In den sozialen Netzwerken finden sich außerdem noch Aufrufe für die Proteste.

Die Bezugnahme zu den rechten Ausschreitungen in Großbritannien im Jahr 2024 ist also irreführend.

(Stand: 15.8.2024)