Kursiert seit 2020

Karotten aus Tschernobyl? Bild wurde nachträglich verändert

18.7.2024, 15:22 (CEST), letztes Update: 18.7.2024, 15:33 (CEST)

Manipulation nach eigenem Geschmack: Heutzutage ist es dank diverser Programme möglich, Bilder und Videos zu bearbeiten. Ein verändertes Etikett auf einem Beutel Karotten sorgt so online für Aufsehen.

Wo genau kommt unser Essen her? Diese Frage beschäftigt viele Menschen. In sozialen Netzwerken sorgt in diesem Zusammenhang nun ein Foto für Kommentare. Auf dem Bild ist ein Beutel Karotten der britischen Supermarktkette Tesco zu sehen. Das Besondere: Laut dem Etikett seien die Karotten aus Tschernobyl - dem Ort, wo sich 1986 eine Atomkatastrophe ereignete. Haben die Briten also radioaktiv verstrahlte Karotten gegessen?

Bewertung

Das Bild wurde mit Photoshop manipuliert - die Karotten stammten nicht wirklich aus Tschernobyl.

Fakten

Dass das Foto nachträglich mit Photoshop bearbeitet wurde, lässt sich mithilfe einer Bilderrückwärtssucheherausfinden: Ein Brite hatte das bearbeitete Bild ursprünglich als Scherz auf der damals noch als Twitter bekannten Plattform X gepostet.

Am 21. Dezember 2020 teilte er das Bild mit dem Kommentar: «Heute Abend bei Tesco.» Noch am selben Abend stellte der Mann jedoch klar, dass es sich um einen Scherz handelte: «Ich kann bestätigen, dass Tesco keine schlecht mit Photoshop bearbeiteten radioaktiven Karotten verkauft.»

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) kontaktierte die Supermarktkette Tesco zur Bestätigung, erhielt jedoch bisher keine Antwort. Gegenüber den britischen Faktenprüfern von «Full Fact» teilten sie bereits 2023 mit, dass sie keine Tschernobyl-Produkte verkaufen.

Der Witz war eine Anspielung auf eine frühere Aufregung im Vereinigten Königreich zu dieser Zeit. Tesco verkaufte damals tatsächlich eine Packung Karotten mit der Aufschrift «britisch» und der Aufschrift «Produziert in Spanien». Es folgte Entschuldigung der Supermarkt-Kette mit der Begründung, es handele sich um einen Druckfehler.

Aus Tschernobyl stammen die Karotten also nicht: Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor Vier des damals sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl in der Nordukraine. Das Unglück gilt als die größte Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft. Wegen der Radioaktivität wurden weite Landstriche um das AKW in der heutigen Ukraine und im benachbarten Belarus gesperrt und Zehntausende Menschen zwangsumgesiedelt. Tausende Menschen starben an den Folgen der radioaktiven Strahlung.

(Stand: 18.7.2024)

Links

Wie eine Bilderrückwärtssuche funktioniert (archiviert)

Bilderrückwärtssuche mit Google Lens (archiviert)

X-Beiträge von 2020 (archiviert hier und hier)

«Full Fact»-Faktencheck (archiviert)

«Express»-Artikel über Tesco-Entschuldigung (archiviert)

BfS über die Atomkatastrophe von Tschernobyl (archiviert)

BMVU über Tschernobyl-Katastrophe und die Folgen (archiviert)

BfS über Umweltkontaminationen und weitere Folgen (archiviert)

Facebook-Post (archiviert / archiviertes Sharepic)

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