Aus Warnung wird Betrug
Betrüger verbreiten Fake-Video mit Interpol-Generalsekretär
26.6.2024, 21:00 (CEST)
Auf Facebook tummeln sich viele Betrüger, die es auf das Geld oder die Daten von Nutzerinnen und Nutzern abgesehen haben. Doch zwischen gefälschten Artikeln, in denen angeblich Prominente ihre Investmenttipps verraten, verspricht eine Werbung Hilfe bei Betrug.
«Wurden Sie von einem betrügerischen Immobilienmakler betrogen? Kontaktieren Sie Interpol für Hilfe», heißt es da. Ein Klick auf die Werbung führt auf eine Seite mit dem Logo der weltweiten Polizeibehörde und einem Video, in dem Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock zu sehen ist. Darunter das verlockende Angebot: «Füllen Sie das Formular aus, um den Erstattungsprozess zu starten». Doch das sollte man besser nicht tun.
Bewertung
Das Video ist eine Fälschung, die auf einem echten Interpol-Video beruht. Die Seite ist unseriös und hat nichts mit der Behörde zu tun. Interpol warnt seit Jahren vor der Flut von Betrug im Internet.
Fakten
Bereits vor fünf Jahren warnte Interpol auf seiner offiziellen Seite vor derartigen Betrugsversuchen im Namen der Behörde - und zitierte aus einer solchen Fälschung: «You have been a victim of a financial fraud carried out by scammers. We are INTERPOL and we can help you to recover the money.» («Sie sind Opfer eines Finanzbetrugs geworden, der von Betrügern durchgeführt wurde. Wir sind INTERPOL und können Ihnen helfen, das Geld wiederzubekommen.»)
Und erst kürzlich rief Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock zum verstärkten Kampf gegen Online-Betrug unter Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) auf. Während einer Tagung der britischen Regierung sprach Stock von einer «Epidemie von Finanzbetrug».
Nun ist er selbst Opfer dieser Epidemie geworden. Das Video, das auf der scheinbaren Interpol-Seite verbreitet wird, wurde mit KI generiert. Grundlage ist ein echtes Interpol-Video aus dem Jahr 2022. Darin sprach Stock auf Englisch über die in der Corona-Pandemie gestiegene Gefahr durch Online-Betrug.
In der aktuell kursierenden Fälschung wurden eine neue Tonspur generiert, die Lippenbewegungen halbwegs angepasst und das Video um einige Szenen ergänzt. Das offizielle Interpol-Logo über dem Video gaukelt eine offizielle Seite vor. Doch der Blick auf die URL macht stutzig: «int-returnback.org/Zc81PMmv». Die echte URL lautet «interpol.int».
Ein Impressum sucht man auf der gefälschten Seite vergeblich. Ganz unten sind lediglich Fragmente einer Postadresse zu finden: «INTERPOL INTERPOL GLOBAL COMPLEX FOR INNOVATION 18 NAPIER ROAD». Tatsächlich gibt es einen Interpol-Sitz in der Napier Road 18 in Singapur. Die Fälscher haben offensichtlich vergessen, auch den Namen der Stadt zu kopieren.
Klickt man auf «Das Formular ausfüllen» wird man aufgefordert, Namen, Mailadresse und Telefonnummer anzugeben und wiederum auf einen Button zu klicken - der seltsamerweise die Aufschrift «Bewerben» trägt. Verbraucherschützer und die Polizei warnen immer wieder davor, auf unbekannten Internetseiten die eigene E-Mail-Adresse oder sonstige persönliche Daten weiterzugeben, auch weil diese Daten verkauft werden können.
(Stand: 26.6.2024)
Links
dpa-Faktencheck über Manuel Neuer
Gefälschtes Video (archiviert)
dpa-Meldung via CIO (archiviert)
Interpol im Internet (archiviert)
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