Wetterextreme
Es gibt beides: historische Hitzetage und Klimawandel
27.6.2024, 11:32 (CEST), letztes Update: 27.6.2024, 11:35 (CEST)
In sozialen Netzwerken verbreiten User ein altes Bild zusammen mit Wetterdaten für das Jahr 1921. Schon vor 100 Jahren habe es dem Post zufolge Höchsttemperaturen bis zu 39,4 Grad Celsius gegeben. Und das obwohl, es damals noch «keine Mär vom menschengemachten Klimawandel gab». Doch sind die Wetterdaten von 1921 ein Beweis dafür, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist?
Bewertung
Zwar hat es extreme Wetterereignisse schon vor über 100 Jahren gegeben. Bestimmte Wetterlagen treten durch die Klimaerwärmung aber häufiger und intensiver auf. Ein einzelnes Wetterereignis kann verschiedene Ursachen haben und ist kein Grund, den Klimawandel infrage zu stellen.
Fakten
Die Wetterdaten und das Bild sind so erstmal richtig. Diese entnahm der User der Informationsplattform «Undine». Das ist ein Projekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, das von der Bundesanstalt für Gewässerkunde umgesetzt wurde.
Im Zusammenhang mit dem Vorwurf, dass der menschengemachte Klimawandel eine «Mär», also eine Erzählung, sei, muss der Unterschied zwischen Wetter und Klima festgehalten werden. Das Wetter bezieht sich auf kurzfristige Ereignisse an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, während das Klima langfristige Wettermuster über einen längeren Zeitraum und ein größeres Gebiet umfasst.
Heiße Tage gab es schon früher. Wissenschaftler sagen aber, dass es in den letzten Jahren öfter zu Hitzewellen kam. Der Klimawandel, den der Mensch vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht hat, macht eine Hitze wie im Juli 2023 in den USA, in Mexiko und in Südeuropa sehr viel wahrscheinlicher. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Hitzewellen in Südeuropa 2,5 Grad Celsius und in Nordamerika 2 Grad Celsius wärmer waren als ohne den Klimawandel.
Einzelne Extremwetterereignisse lassen sich nicht monokausal der menschengemachten Klimaveränderung zuordnen, da sie auch natürliche Ursachen haben können. Langfristige Trends und das vermehrte Auftreten von Extremwetterereignissen beweisen aber, dass sich das Klima verändert.
Eine Grafik des Deutschen Wetterdienstes zeigt, dass in den vergangenen Jahren über die Sommermonate Juni und Juli hinweg immer häufiger ungewöhnliche Temperaturen gemessen wurden. Auch wenn man ein ganzes Jahr betrachtet, kann man sehen, dass die Temperatur von 1881 bis 2021 deutlich angestiegen ist. In Berlin haben Wetterexperten von 1990 bis 2019 im Schnitt 11,5 Hitzetage pro Jahr (über 30 Grad Celsius) verzeichnet. In den 30 Jahren davor waren es noch 6,5 Hitzetage.
Die «World Weather Attribution»-Initiative hat untersucht, wie sich der Klimawandel auf Hitzewellen auswirkt. Sie hat festgestellt, dass die Temperaturen ohne Klimawandel 1,5 bis 3 Grad Celsius niedriger wären. Ohne Klimawandel würde es so eine Hitzeperiode nur alle 1000 Jahre geben.
(Stand: 27.6.2024)
Links
Facebook-Post mit Bild (archiviert)
Informationsplattform «Undine» (archiviert)
Bundesanstalt für Gewässerkunde (archiviert)
Deutscher Wetterdienst über den Begriff Wetter (archiviert)
Deutscher Wetterdienst über den Begriff Klima (archiviert)
Duden-Eintrag «Mär» (archiviert)
Liste: Heiße Tage in Deutschland (archiviert)
«World Weather Attribution» zum Klimawandel (archiviert)
Umweltbundesamt zum Unterschied zwischen Klimawandel und Einzelereignis (archiviert)
Umweltbundesamt-Analyse (archiviert)
World Weather Attribution (archiviert)
Temperaturanomalien Juni (archiviert)
Temperaturanomalien Juli (archiviert)
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