Fahndung eingestellt
Jugendliche denkt sich Entführung in Gelsenkirchen aus
26.6.2024, 09:28 (CEST)
In Gelsenkirchen sorgte kürzlich ein Vorfall für Aufsehen. Angeblich sollen zwei arabische Männer ein 15-jähriges Mädchen entführt und misshandelt haben. Das klingt erstmal erschreckend und hat in den sozialen Medien viele dazu verleitet, den Faden bis zur Migrationsdebatte zu spannen: Härte Strafen und Abschiebemaßnahmen müssten her! Doch die Geschichte stimmt nicht.
Bewertung
Nach Ermittlungen der Polizei stellte sich heraus, dass die Jugendliche die Geschichte erfunden hatte. Weder ein Sexualdelikt noch eine andere Straftat hat stattgefunden, wie die Polizei klarstellte.
Fakten
Die Polizei Gelsenkirchen hat zu dem angeblichen Vorfall am 20. Juni eine Pressemitteilung veröffentlicht. Darin wurde gemeldet, dass eine 15-jährige Jugendliche behauptete, von zwei Männern entführt und sexuell missbraucht worden zu sein. Die Männer sollen deutsch mit arabischem Akzent gesprochen haben.
Es zeigte sich aber: Die Jugendliche hat sich den Vorfall ausgedacht. Die Polizei gab einen Tag später bekannt: «Ermittlungen haben ergeben, dass sich der Sachverhalt nicht wie geschildert zugetragen hat und es zu keinem Sexualdelikt oder einer anderen Straftat zum Nachteil der Jugendlichen gekommen ist. Somit bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Bevölkerung durch flüchtige, unbekannte Tatverdächtige.»
Mehrere Medien berichteten darüber, dass die 15-Jährige die Geschichte erfunden hatte und es weder zu einer Entführung noch zu einem Missbrauch durch arabische Männer gekommen war (zum Beispiel hier und hier). Dennoch wurde die Story noch Tage später in sozialen Medien verbreitet, unter anderem auf Social-Media-Kanäle des österreichischen Online-Portals «Heimatkurier». Das Portal gilt als Sprachrohr der rechtsextremen Identitären Bewegung.
Der «Heimatkurier» illustrierte die überholte Polizeimeldung mit einem Bild, das zwar zwei Männer vor einem Transporter zeigt, jedoch den Angaben am Bildrand zufolge mit dem Bildgenerator «Midjourney» erstellt wurde - also mittels Künstlicher Intelligenz (KI). Solche Bilder können - gerade im Zusammenhang mit einem Fahndungsaufruf - Verwirrung stiften, wenn sich Zeugen beispielsweise an der Kleidung der vermeintlichen Tatverdächtigen orientieren.
(Stand: 25.6.2024)
Links
Standard-Bericht über den Heimatkurier (archiviert)
Pressemitteilung der Polizei Gelsenkirchen (archiviert)
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