Falscher Zusammenhang

Video zeigt russische Militärübung im Weißen Meer von 2018

19.6.2024, 17:48 (CEST)

Ein Video soll dem Publikum weismachen, Russland führe in der Nähe von Florida Übungen mit Atom-U-Booten aus. Doch die Aufnahme ist alt - und von ganz woanders.

In Krisenzeiten werden bei so einer Nachricht Erinnerungen an den Kalten Krieg wach: Russische Marineschiffe sind Mitte Juni offiziell zu einem Hafenbesuch in Kubas Hauptstadt Havanna eingetroffen. Doch handelte es sich um mehrere Atom-U-Boote, die sogleich Übungen ausführten? Das wird in einem Video behauptet. Zu sehen sind darin dicke Rauchschwaden auf hoher See, aus denen heraus mehrere Raketen abgeschossen werden und in die Luft steigen. «Nur 100 Kilometer vor der Küste Floridas führt Russland Seeübungen mit Atom-U-Booten durch», heißt es im Text im Video. Später ist im Video tatsächlich ein U-Boot zu sehen sowie Szenen, wie die Besatzung in dem Boot tätig ist. Doch sind das wirklich aktuelle Aufnahmen?

Bewertung

Das Video stammt aus dem Jahr 2018 und zeigt eine russische Militärübung im Weißen Meer im Nordwesten Russlands. Es handelt sich also nicht um ein U-Boot vor der Küste Floridas.

Fakten

Eine Bilderrückwärtssuche anhand eines Screenshots des Videos zeigt, dass es nicht aktuell ist. Das russische Verteidigungsministerium hat eine längere Version der Szenen am 23. Mai 2018 auf YouTube veröffentlicht. Auch das Medienunternehmen Voice of America hat die Aufnahmen veröffentlicht. In dem Video mit der Behauptung ist dessen Logo in der oberen rechten Ecke des Bildes zu sehen.

Das Video zeigt eine Militärübung, bei der laut dem Verteidigungsministerium ein russisches Atom-U-Boot namens Juri Dolgoruky am 22. Mai 2018 vier Interkontinentalraketen vom Weißen Meer aus abfeuerte. Die Raketen erreichten einen vorgesehenen Schießplatz auf der Halbinsel Kamtschatka, wie in einer Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums steht. Mehrere Medien haben über die Übung berichtet.

Besuch in Kuba

Das Video hat also nichts zu tun mit dem jüngsten Besuch von vier russischen Kriegsschiffen zu einem Zwischenstopp in Havanna, bei dem auch ein Atom-U-Boot - also nicht mehrere - dabei war. Laut dem kubanischen Behörden hat keines der Schiffe Atomwaffen getragen.

Die Vereinigten Staaten erklärten, dass sie die Lage genau beobachten, die Anwesenheit russischer Schiffe auf der Insel jedoch keine direkte Bedrohung darstellt. Ein paar Tage nach Ankunft der russischen Schiffe war außerdem vor der Küste Kubas auch ein atomgetriebenes Jagd-U-Boot des US-Militärs eingetroffen.

(Stand: 19.6.2024)

Links

Post (archiviert) (Video archiviert)

YouTube-Video des russischen Verteidigungsministeriums (archiviert)

YouTube-Video von Voice of America (archiviert)

Archivierte Version der Pressemitteilung des russischen Verteidigungsministeriums

Weißes Meer (archiviert)

Kamtschatka auf Google Maps (archiviert)

Defense News (archiviert)

Moscow Times (archiviert)

Bericht (archiviert)

Bericht (2)(archiviert)

Meldung (archiviert)

Meldung (2)(archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.