Keine russische Kohle
Elektroautos fahren vor allem mit Strom aus Sonne und Wind
12.6.2024, 16:03 (CEST)
Elektroautos gelten als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Fahrzeugen. Doch stammt der Strom für die Elektroautos eigentlich aus Kohlekraft und ist daher alles andere als klimaschonend? Das suggeriert ein Sharepic, auf dem mehrere Güterwaggons zu sehen sind, die mit Kohle gefüllt sind. Darüber heißt es: «Nur zur Erinnerung So sieht der Sprit für die E-Autos aus.» Stimmt das?
Bewertung
Nein. Der Strom, mit dem Elektroautos geladen werden, stammt in Deutschland zu einem überwiegenden Teil aus erneuerbaren Energien.
Fakten
Woher der Strom für den Betrieb von Elektroautos kommt, kann man an dem Strommix in Deutschland erkennen. Also aus welchen Quellen die Energie für die Stromversorgung in Deutschland stammt. Dieser variiert je nach Region und Anbieter. Mitunter ist auch der Zeitpunkt des Ladens entscheidend, denn während des Tages wird beispielsweise mehr Sonnenenergie verstromt.
Geht man jedoch davon aus, dass Elektroautos in etwa den deutschen Durchschnittsstrom laden, lässt sich widerlegen, dass sie ausschließlich mit Kohlestrom betrieben werden.
Anteil von Kohleverstromung in Deutschland sinkt deutlich
Im ersten Quartal 2024 stammte der Strom laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt zu fast 60 Prozent aus erneuerbaren Energien. Zwar stammte auch in diesem Jahr ein Teil des verbrauchten Strom aus konventionellen Energieträgern (Kohle, Atomkraft, Erdgas), insbesondere die Kohleverstromung sank in Deutschland aber um mehr als ein Viertel und macht somit nur noch einen kleineren Teil des Strommixes in Deutschland aus.
Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix in Deutschland steigt hingegen kontinuierlich. Diese Entwicklung ist Teil der Bemühungen der Bundesregierung, den Anteil an CO2-Emissionen zu reduzieren und die Energiewende voranzutreiben. Insbesondere die Windkraft und Photovoltaik werden stark ausgebaut, auch, um unabhängiger von Ländern zu werden, aus denen Deutschland fossile Energieträger importiert.
Weltweiter Strommix trotz Energiewende deutlich fossiler
Mit welcher Art Strom Elektroautos betrieben werden, hängt also vom länderspezifischen Strommix ab. Zwar gibt es Länder (besonders in Skandinavien), in denen die Stromgewinnung inzwischen zu einem noch größeren Teil aus erneuerbaren Energien besteht. Betrachtet man jedoch andere Länder, kann die Rechnung deutlich weniger umweltfreundlich ausfallen.
China etwa baut die E-Mobilität zwar massiv aus, die Anzahl der Elektroautos steigt Jahr für Jahr stetig. Doch der Strom für die Autos kommt dort zu einem überwiegenden Teil aus fossilen Energieträgern, insbesondere Kohlekraft. Es sind sogar weitere Kohlekraftwerke in Planung. Ähnlich verhält es sich in Ländern wie Indien oder Südafrika. Auch im globalen Durchschnitt spielt Kohlekraft noch eine bedeutende Rolle, obwohl der Anteil an erneuerbaren Energien stetig steigt.
Verbreitetes Bild zeigt russischen Gütertransport
Eine Bilderrückwärtssuche ergibt außerdem, dass das Foto aus dem Sharepic keinen deutschen Güterverkehr zeigt. Es wurde im russischen Murmansk für die Bildagentur Getty Images aufgenommen und zeigt den Transport von Kohle für Export aus Russland. Deutlich erkennbar sind am Bildrand die identischen Grünflächen und markanten Gebäudestrukturen.
Da Deutschland derzeit keine Steinkohle aus Russland importiert, fahren «die E-Autos» hierzulande auch nicht einmal zum Teil mittels des gezeigten Energieträgers.
(Stand: 12.6.2024)
Links
Bundesregierung zu Anzahl von Elektroautos bis 2030 (archiviert)
Stromquellen laut Smard.de (archiviert)
Bundesumweltministerium zum Thema (archiviert)
Agora Energiewende zu Strommix in Deutschland (archiviert)
Analyse zu weiteren Kohlekraftwerken in China (archiviert)
Artikel zu Kohlekraft in China (archiviert)
Informationen zur Energieversorgung in Indien (archiviert)
BpB zu Strommix verschiedener Staaten (archiviert)
Bundesregierung zur Kohlekraft in Südafrika (archiviert)
Artikel über weltweiten Strommix (archiviert)
Artikel über Strommix in China (archiviert)
Verwendetes Bild bei Getty Images (archiviert)
Bild in Bloomberg-Artikel (archiviert)
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