Europawahl

Mehrere Clips zeigen: Chrupalla-Mikrofon übersteuert

11.6.2024, 16:03 (CEST), letztes Update: 14.8.2024, 11:23 (CEST)

Der AfD-Chef findet lobende Worte für die guten Ergebnisse seiner Partei bei der Europawahl. Dabei klingt seine Stimme ungewohnt blechern. Doch das hat mit der Mikrotechnik zu tun.

Bei der Europawahl ist Deutschland nach rechts gerückt. Die AfD landete nach Auszählung aller Stimmen bundesweit auf Platz zwei - in Ostdeutschland sogar auf Platz eins. Kameras hielten die ersten überschwänglichen Reaktionen der beiden Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla auf der AfD-Wahlparty vom Sonntag fest. Danach wird verbreitet, das ZDF habe bei einem Statement Chrupallas dessen Stimme künstlich verfremdet, dass sie klinge «wie eine Rede aus dem Sportpalast in den 1930er Jahren», so die Behauptung. «Was für eine dreiste Manipulation.» Doch dieser haltlose Vorwurf ist nicht aufrecht zu halten.

Bewertung

Falsch. Der Mikrofon-Ton auf der Wahlparty war offensichtlich so schlecht. Das zeigen weitere Aufnahmen derselben Szene und von der Veranstaltung an sich. Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Manipulation.

Fakten

Der Vorwurf bezieht sich offenbar auf die ZDF-Nachrichtensendung «heute» vom Wahlabend um 19 Uhr, die genau eine Stunde nach den ersten Prognosen für die deutschen Wahlergebnisse startete.

Darin wurden ab Minute 13:54 nacheinander erste Statements von CDU-Chef Friedrich Merz, SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, dem Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour, AfD-Chef Chrupalla und der BSW-Vorsitzenden Sahra Wagenknecht eingespielt.

Alle Wortmeldungen waren deutlich zu verstehen, nur der AfD-Chef war mit sehr blecherner Stimme zu vernehmen. Doch dass dies nicht auf eine nachträgliche Manipulation hinweist, zeigt ein Vergleich mit anderen TV-Sendern: Auch dort war Chrupallas Ton sehr schlecht.

In einem Mitschnitt auf dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Phoenix ist er genauso mit blecherner Stimme zu hören (ab 0:34 Min.), als er diese Sätze ins Mikrofon spricht. Ebenso beim Privatsender RTL (ab 0:34 Min.).

Dass das Mikrofon auf der AfD-Wahlparty in Berlin anscheinend nicht einwandfrei funktionierte, zeigt genauso eine Aufnahme von Co-Parteichefin Alice Weidel (ab 0:28 Min.). Auch sie ist auf der Bühne nur blechern und in teils abgehacktem Ton zu hören, wie ein Video-Beitrag der Nachrichtenagentur Reuters beweist.

Wie die Europawahl in Deutschland ausging

Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis steigerte sich die Union bei der Europawahl leicht auf 30,0 Prozent (2019: 28,9). Die AfD erreichte mit 15,9 ihr bislang bestes Ergebnis bei einer bundesweiten Abstimmung (11,0) - es fiel allerdings niedriger aus als zwischenzeitliche Umfragewerte. In Ostdeutschland wurde die Partei mit großem Abstand stärkste Kraft.

Die SPD, die im Wahlkampf auch auf Kanzler Olaf Scholz als Zugpferd gesetzt hatte, fiel auf 13,9 Prozent (15,8) - ihr schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl überhaupt. Die Grünen rutschten ab auf 11,9 Prozent (20,5). Nur leicht verlor die FDP, die auf 5,2 Prozent (5,4) kam.

Die Linke landete bei mageren 2,7 Prozent (5,5) - ihr schlechtestes Ergebnis bei Europawahlen. Die Partei BSW erreichte aus dem Stand 6,2 Prozent. Die Freien Wähler kamen auf 2,7 Prozent (2,2), die Partei Volt auf 2,6 Prozent (0,7).

(Stand: 10.6.2024)

Links

«heute»-Sendung vom 9.6.2024 auf «zdf.de» (archiviert)

Chrupalla bei RTL (archiviert)

Chrupalla bei Phoenix (archiviert)

Weidel in Reuters-Video via «FAZ» (archiviert)

EU-Wahlergebnisse in Deutschland (archiviert)

X-Beitrag (archiviert)

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