Verbot erfunden

Weltbank empfiehlt Veränderungen bei der Landwirtschaft

31.5.2024, 14:10 (CEST)

Weiterhin kursieren zahlreiche Falschbehauptungen über den Klimawandel. Nun soll angeblich die Landwirtschaft abgeschafft werden. Doch das stimmt nicht.

Ein saftiges Steak, Rührei mit Speck zum Frühstück, ein frisches Butterbrot - das alles soll es laut einem Post bei Threads bereits in einigen Jahren nicht mehr geben. Die Weltbank soll gemeinsam mit den westlichen Nationen einen Vertrag «zur vollständigen Abschaffung der Landwirtschaft bis zum Jahr 2030» unterzeichnet haben, um «sie alle unter die Kontrolle einer Handvoll Young Global Leaders des WEF zu stellen» (Schreibweise im Original), heißt es in einem im Post verlinkten Artikel.

Bewertung

Falsch. Nicht die Landwirtschaft soll abgeschafft werden, sondern die Treibhausgasemissionen, die in der Landwirtschaft und besonders bei der Herstellung sogenannter emissionsintensiver Nahrungsmittelquellen wie Fleisch, Käse, Milch und Eier entstehen.

Fakten

Die Weltbank veröffentlichte Anfang Mai 2024 eine Pressemitteilung. Darin betont sie, dass bis 2030 im globalen Agrar- und Lebensmittelsystem fast ein Drittel der Treibhausgasemissionen reduziert werden können.

Es geht also nicht um eine Abschaffung der Landwirtschaft, sondern um eine Veränderung der landwirtschaftlichen Prozesse und Produkte durch Maßnahmen wie die Förderung nachhaltiger Landnutzung und die Verringerung von Nahrungsmittelverlusten. Diese Maßnahmen würden die Ernährungssicherheit erhöhen und das System widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen. Auch aktuelle Studien des bundeseigenen Thünen-Instituts bezeichnen vor allem pflanzliche Ernährung als klimafreundlicher.

Verschiedene Länder könnten unterschiedliche Ansätze verfolgen, um ihre Klimaziele zu erreichen und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Länder mit hohem und mittlerem könnten beispielsweise Länder mit niedrigem Einkommen unterstützen, nachhaltige Anbaumethoden fördern und Subventionen von emissionsintensiven Nahrungsmittelquellen streichen. Dies könnte bis 2050 zu Netto-Null-Emissionen führen.

Wie die Landwirtschaft und die Erderwärmung zusammenhängen

Die Landwirtschaft, insbesondere die Tierwirtschaft, steht vor der Herausforderung, sowohl von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen zu sein als auch selbst erheblich zum Klimawandel beizutragen.

Methan- und Lachgasemissionen sind die Haupttreibhausgase, die in der Landwirtschaft durch Tierhaltung, Düngung und Landnutzung entstehen, wie aus einer Analyse des Thünen-Instituts hervorgeht. Zusätzlich entstehen auch Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, zum Beispiel durch Stromversorgung, Futtermittelproduktion und Import sowie chemisch-synthetischen Dünger. Dies führt langfristig zu einer deutlich höheren Treibhausgasemission bei tierischen Lebensmitteln als bei pflanzlichen.

Die Landwirtschaft in Deutschland war im Jahr 2022 laut Umweltbundesamt für knapp 7,1 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz gibt es verbindliche Maßnahmen, um die Klimaziele in der Landwirtschaft zu erreichen. Bis 2030 sollen 65 Prozent weniger Treibhausgase entstehen, bis 2050 Netto-Null-Emissionen und ab 2050 sogar negative Treibhausgasemissionen erreicht werden.

Um das zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen. Dazu gehört auch eine Veränderung der Ess- und Lebensmittelkultur hin zu mehr pflanzlicher Nahrung und der Reduzierung von Lebensmittelabfällen.

(Stand: 31.5.2024)

Links

Thread (archiviert)

Artikel WahrheitSiegt (archiviert)

Weltbank Pressemitteilung (archiviert)

Thünen-Institut 1 und 2 (archiviert 1 und 2)

Umweltbundesamt (archiviert)

Bundes-Klimaschutzgesetz

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.