Umweltschutz

Saubere Luft fördert Temperaturanstieg - CO2 bleibt aber Hauptfaktor

03.06.2024, 16:40 (CEST)

Rund um den Klimawandel und dessen Ursachen werden immer wieder Falschbehauptungen verbreitet. Der Einfluss von CO2 wird dabei oft heruntergespielt.

Dass die Atmosphäre sich erwärmt, ist seit Jahrzehnten messbar. In einem Artikel behauptet ein Mann, dass der Temperaturanstieg in Deutschland eine Folge des Umweltschutzes ist und nicht durch Kohlenstoffdioxid (CO2) verursacht wird. Denn die saubere Luft habe zu weniger Wolken und damit zu mehr Sonnenstunden geführt. Dieser Aspekt werde in der Debatte um den Klimawandel zu wenig beachtet. Was ist dran an der Behauptung?

Bewertung

Die Aussagen des angeblichen Experten sind irreführend. Es ist richtig, dass ein solcher Zusammenhang zwischen sauberer Luft und einem Temperaturanstieg existiert. CO2 und andere Treibhausgase sind aber die Hauptursache für den Klimawandel.

Fakten

Martin J.F. Steiner gibt an, Sprecher der Wissenschaftlergruppe Independent Climate Research (ICR) zu sein. Der österreichische Ingenieur beruft sich unter anderem auf Erkenntnisse der Universität Jena zur Entwicklung der sogenannten Globalstrahlung in Deutschland. Sie ist die Summe von direkter und indirekter Sonneneinstrahlung, die auf die Erde trifft, und hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen.

Diese Entwicklung hängt tatsächlich mit einer Verbesserung der Luftqualität in West- und Mitteleuropa zusammen. Das wiederum wirkt sich auf die Temperatur aus. Das belegen inzwischen verschiedene Untersuchungen wie die der Uni Leipzig sowie eine aktuelle Studie eines Forschungsteams aus Baltimore von Mai 2024.

Mit dem Rückgang von Schadstoffpartikeln (sogenannten Aerosolen) nimmt die Luftqualität zu. Gleichzeitig sinkt die kühlende Wirkung der Partikel. Denn mit sinkender Menge an Aerosolen bilden sich weniger und größere Wassertröpfchen. In der Folge nimmt die Wolkenbedeckung ab und dunklere Wolken entstehen, die dann weniger Sonnenlicht reflektieren: Es wird wärmer.

Unabhängige Forscher sehen die Studie aber kritisch: Es sei ein sehr kurzer Zeitraum betrachtet worden, was generell fehleranfälliger sei. Dadurch könne der Effekt überschätzt werden. Außerdem sei die Zunahme der menschengemachten Treibhausgase nach wie vor entscheidend für den Klimawandel. CO2 spielt dabei eine wichtige Rolle.

So sieht es auch Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): «Es kann nicht die Entscheidung sein: Machen wir Klimaschutz oder weniger Umweltverschmutzung», sagte Levermann der dpa. «Dass der Klimawandel durch sauberere Luft zeitweise noch sichtbarer wird, darf nicht zu dem Schluss führen, dass die Luft wieder dreckiger werden muss.»

Dass die Erderwärmung in erster Linie durch den Menschen und seinen CO2-Ausstoß verursacht wird, ist wissenschaftlich erwiesen. Während die Natur das selbst produzierte CO2 wieder vollständig absorbiert, erhöhen die menschengemachten Emissionen die Konzentration in der Atmosphäre. In der Folge wärmt sie weiter auf.

(Stand: 31.05.2024)

Links

Artikel von «Report24» (archiviert)

Youtube-Video von Martin J.F. Steiner (archiviert)

Forschungsergebnisse Uni Jena, ETH Zürich und DWD (archiviert)

Studie im Fachjournal «Communications Earth & Environment» (archiviert)

Forschungsergebnisse Uni Leipzig (archiviert)

dpa-Artikel im «Handelsblatt» (archiviert)

dpa-Faktencheck zu menschengemachtem CO2-Ausstoß

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