Erfundenes Sylt-Zitat eines Fake-Historikers im Umlauf

In den sozialen Medien kursiert derzeit ein Sharepic, das vermeintlich von der «Tagesschau» stammt und ein Zitat eines angeblichen Dozenten der Humboldt-Universität Berlin namens «Erkan F.» enthält. Das Zitat lautet: «Die Vorkommnisse auf Sylt sind mit dem Brand des Reichstages 1933 gleichzusetzen. Ein solches Verhalten kann und darf nicht tolleriert werden. Hier muss der Staat mit aller Macht durchgreifen und die Täter öffentlich zur Rechenschaft ziehen, um ein erneutes Auflegen der NS-Ideologie zu verhindern» (Schreibweise im Original). Dieses Zitat scheint die Gemüter in den sozialen Medien zu erhitzen. Wer ist dieser Historiker aus Berlin schon, dass er das so einfach sagen kann? Wie so häufig aber kreieren ein Porträtfoto und ein reißerisches Zitat eine Wahrheit, die bei genauem Blick auf die Details so gar nicht existiert.

Bewertung

Das Sharepic stammt nicht von der «Tagesschau», sondern ist gefälscht. Niemand unter dem Namen arbeitet an der Humboldt-Universität Berlin und das Zitat stammt auch von keiner anderen Person.

Fakten

Ein Blick auf die Liste der Lehrkräfte am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin zeigt: Hier lehrt niemand mit dem Namen «Erkan F.». Auch an Instituten, die Berührungspunkte mit den Geschichtswissenschaften haben, lässt sich keine Person mit diesem Namen finden.

Zudem liefern mehrere Details dieses Bildes Indizien, dass es sich hierbei um kein echtes Sharepic der «Tagesschau» handelt. In echten Sharepics der Nachrichtensendung steht zum Beispiel immer der volle Name der Person, die hier zitiert wird. Auch die Schrift des Sharepics auf Facebook ist eine andere und in dem Text gibt es einen Rechtschreibfehler («tolleriert»). Außerdem nutzt die «Tagesschau» ein Foto als Hintergrund und keine einfarbige Fläche wie bei dem Facebook-Post.

Bei einer Suche nach dem Zitat gibt es weder bei Google noch in der Pressedatenbank Genios einen Treffer. Stattdessen lassen sich weitere Fake-Sharepics in den sozialen Medien finden, für die das Porträt-Bild des Mannes missbraucht wurde. Auch in diesem Beispiel wird behauptet, der Mann heiße «Erkan F.» und arbeite an einer Universität, nur diesmal in Istanbul.

(Stand: 28.5.2024)