Rassistischer Fake

Tanzvideo von Daniel Günther wurde mit falscher Audiospur unterlegt

17.05.2024, 12:50 (CEST), letztes Update: 17.05.2024, 13:10 (CEST)

Ausgelassene Stimmung bei der CDU: Mehrere Bilder zeigen, wie Mitglieder der Christdemokraten nach dem Bundesparteitag in Berlin das Tanzbein schwingen. Doch dazu kursiert nun ein manipuliertes Video.

Auf der Plattform X ist ein Video aufgetaucht: Es soll zeigen, wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach dem Bundesparteitag in Berlin auf einer Bühne tanzt. «Daniel Günther - Ausländer raus», schreibt dazu ein Nutzer. Der Audiospur zufolge bewegt sich der Politiker zu dem Dance-Pop-Hit «L'Amour toujours» von Gigi D'Agostino, während im Hintergrund Menschen eine rassistische Parole grölen. Doch das Video wurde bearbeitet.

Bewertung

Der Clip wurde manipuliert: Im Original-Video tanzen Daniel Günther und der Berliner Senator für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt, Joe Chialo, zu dem Ärzte-Lied «Schrei nach Liebe».

Fakten

Eine Bilderrückwärtssuche führt zu einem Bericht der «Hamburger Morgenpost» vom 8. Mai 2024. Die Zeitung berichtet über ein Video, das Günther und Berlins Kultursenator Joe Chialo beim Feiern zum Lied «Schrei nach Liebe» der Berliner Punkrockband Die Ärzte zeigt.

In dem Artikel ist auch ein Posting eingebettet: «Wer arbeitet, kann auch feiern! #Grundsatzprogramm 2024 der @CDU wurde heute einstimmig auf dem #cdupt24 beschlossen», hatte am 8. Mai auf X die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Schmidtke geschrieben und dazu das Video geteilt. Auf dem dreitägigen Bundesparteitag beschloss die CDU zuvor ein neues Grundsatzprogramm - das erste seit 17 Jahren.

In der von Schmidtke geteilten Videoversion ist deutlich zu hören: Günther und Chialo tanzen zu dem Song «Schrei nach Liebe». In dem Clip passen die Lippenbewegungen der beiden Politiker zum Text des Ärzte-Songs. Ebenso ist zu hören, wie Chialo ins Mikrofon ruft - in dem manipulierten Video hingegen nicht.

Während das Lied «Schrei nach Liebe» von Medien auch schon als «Anti-Nazi-Hymne» bezeichnet wurde, sorgt der Dance-Pop-Hit «L'Amour toujours» des italienischen DJs Gigi D'Agostino derzeit für andere Schlagzeilen. Verschiedene Medien berichteten von einem Trend zur Vereinnahmung des Stückes durch die rechte Szene. Dabei werde zunehmend die rechtsextreme Parole «Deutschland den Deutschen, Ausländer raus» zu der Melodie von «L'Amour toujours» gesungen.

(Stand: 17.5.2024)

Links

Bilderrückwärtssuche mit Google Lens (archiviert)

«Hamburger Morgenpost» über Tanzeinlage (archiviert)

X-Post von Claudia Schmidtke (archiviert / archiviertes Video)

«Welt»-Artikel über «Schrei nach Liebe» (archiviert)

Berichte über Song-Umdichtung I, II und III (archiviert hier, hier und hier)

Video mit Fake-Audio auf X (archiviert / archiviertes Video)

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