«Einsamer Wolf»

71-jähriger Slowake soll auf Regierungschef geschossen haben

16.5.2024, 17:40 (CEST), letztes Update: 16.5.2024, 17:48 (CEST)

Der slowakische Regierungschef Fico ist niedergeschossen worden. Sofort werden Spekulationen über die Herkunft des Tatverdächtigen verbreitet.

Warnung: In diesem Artikel verlinkte Seiten enthalten Gewaltdarstellungen.

Nach den Schüssen auf den slowakischen Regierungschef Robert Fico wird in sozialen Netzwerken ein direkter Zusammenhang mit der Ukraine hergestellt. Zu einem Medienbericht über das Attentat heißt es hinsichtlich der Täterschaft: «UKRAINER waren ES». Kommt der Angreifer tatsächlich aus dem Nachbarland?

Bewertung

Es gibt keinen Hinweis auf eine Beteiligung von Ukrainern. Bei dem Schützen handelt es sich offiziellen Angaben zufolge um einen 71-jährigen Slowaken.

Fakten

Der Angriff ereignete sich am Mittwoch, 15. Mai 2024, um 14.30 Uhr in der slowakischen Kleinstadt Handlova. Nach einer Kabinettssitzung versammelten sich vor dem Gebäude etwa 50 Personen.

Als Robert Fico zur Begrüßung auf die Menschen zuging, fielen die Schüsse. Auf einem Video des Lokalfernsehens RTV Prievidza ist zu sehen, wie ein Mann an den Zaun drängt und aus unmittelbarer Nähe auf den Ministerpräsidenten schießt. Auch der öffentlich-rechtliche Fernsehsender RTVS veröffentlichte Videoaufnahmen.

Woher kommt der Täter und welche Beweggründe hatte er?

Bei dem Täter soll es sich um einen 71-jährigen Slowaken aus der Kleinstadt Levice handeln. Das bestätigte Innenminister Matus Sutaj Estok gegenüber Reportern. Levice liegt eine Autostunde südlich von Handlova, wo Fico sich aufgehalten hatte.

Medienberichten zufolge soll der Tatverdächtige Juraj C. in der Vergangenheit für einen privaten Sicherheitsdienst gearbeitet und deshalb einen Waffenschein gehabt haben. Die Tatwaffe habe er legal besessen.

Der TV-Nachrichtensender TA3 und andere Medien bekamen eine Videoaufnahme aus der Polizeistation zugespielt. Darin sagt der benommen wirkende mutmaßliche Attentäter demnach: «Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu.» Als Beispiel nannte er mit undeutlicher Stimme die von der Regierung geplante Medienreform, gegen die seit Wochen Tausende Menschen demonstrieren.

Innenminister bezeichnet Verdächtigen als «einsamen Wolf»

Innenminister Sutaj Estok erklärte gegenüber der slowakischen Nachrichtenagentur TASR, er gehe von einem politischen Hintergrund aus. Bei dem Verdächtigen handele es sich um einen «einsamen Wolf», der kein Mitglied einer radikalisierten politischen Gruppierung gewesen sei - weder einer rechten noch einer linken, betonte Sutaj Estok.

(Stand: 16.5.2024; 17.45 Uhr)

Links

Video des Regionalsenders RTV Prievidza vom Attentat (archiviert)

Online-Bericht des TV-Senders RTVS (archiviert)

Bericht «Le Monde» mit Aussage des Innenministers (archiviert)

Online-Bericht des TV-Nachrichtensenders TA3 (archiviert)

Presseagentur TASR mit Aussagen des Innenministers (archiviert)

Beitrag bei Facebook (archiviert)

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