Angeblich von Til Schweiger
Bezahlte Kampagne verbreitet erfundenes Zitat über ukrainische Beamte
2.5.2024, 14:43 (CEST)
Äußern sich Schauspieler oder Musikerinnen zu wichtigen politischen Ereignissen, ist das vielen Medien meist eine Meldung wert. Nun verbreitet sich in sozialen Medien, der deutsche Regisseur und Schauspieler Til Schweiger habe den Krieg in der Ukraine kommentiert. Auf einem Sharepic mit einem Foto von Schweiger heißt es: «Ukrainische Beamte kaufen weiterhin Immobilien in Italien und Frankreich. Das ist alles, was sie über diesen Krieg wissen müssen.» Doch dieses Zitat ist durch nichts belegt.
Bewertung
Es gibt keinen Beleg, dass sich Til Schweiger so geäußert hat. Höchstwahrscheinlich ist die Aussage frei erfunden. Das Sharepic wird von dubiosen Seiten als bezahlte Facebook-Anzeigenkampagne verbreitet.
Fakten
Sucht man nach der Aussage, findet sich in Online-Suchmaschinen kein Treffer. Auch im Archiv der Deutschen Presse-Agentur ist keine Berichterstattung über Til Schweiger auffindbar, in der ein solches Zitat vorkommt. Damit scheint es sehr unwahrscheinlich, dass der deutsche Schauspieler den Satz jemals sagte. Dass sich ein Prominenter so deutlich zum Krieg in der Ukraine äußert, wäre ungewöhnlich und somit von Nachrichtenwert. Üblicherweise wären Artikel darüber zu finden.
Eine Pressesprecherin von Til Schweiger wollte sich auf dpa-Anfrage nicht zur Echtheit der Aussage äußern. Der Schauspieler hat sich bisher nicht eindeutig in der Öffentlichkeit zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine geäußert. Auf der Webseite seiner Stiftung «Til Schweiger Foundation» hieß es im April 2022, dass die Stiftung medizinische Hilfsgüter für die Ukraine über einen Verein geliefert habe.
Das Sharepic mit der erfundenen Aussage ist gezielt als Werbekampagne in den Umlauf gebracht worden. In der Anzeigenbibliothek von Facebook, wo bezahlte Beiträge dokumentiert werden, sind im April 2024 sieben Einträge derselben Zitatkachel zu finden. Zwei wurden bereits gelöscht, da sie gegen die Werberegeln des Facebook-Konzerns Meta verstoßen haben sollen. Insgesamt haben die sieben Anzeigen laut der Werbebibliothek mehr als 190 000 Nutzer erreicht. Sie wurde gezielt in Deutschland ausgespielt.
Verantwortlich für die Anzeigen sind Facebook-Seiten mit willkürlich klingenden Namen wie zum Beispiel «New Programming KTV». Teils sind die Seiten, welche die Anzeige schalteten, schon gar nicht mehr aktiv. Wer tatsächlich hinter dem falschen Sharepic und den Anzeigen steckt, ist unbekannt.
Diese Masche ist nicht neu: Ähnliche gefälschte Zitate, die auch als Werbeanzeigen verbreitet wurden, wurden bereits Jannis Niewöhner und Meryem Uzerli zugeschrieben, wie dpa-Faktenchecks zeigten. Auch der Sänger Till Lindemann war betroffen.
Die gefälschten Prominenten-Sharepics erinnern an frühere Desinformations-Kampagnen, bei der etwa Medienseiten zugunsten prorussischer Propaganda gefälscht sowie bezahlte Anzeigen mit prorussischen Inhalten geschaltet wurden.
Ende Juli 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen Propagandisten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die sie als Verantwortliche für die gefälschten Medien-Webseiten und andere Fake-Kampagnen betrachtet.
(Stand: 30.4.2024)
Links
Suche nach Aussage auf dem Sharepic, archiviert
Mitteilung der «Til Schweiger Foundation» über Hilfslieferungen in die Ukraine (archiviert)
Anzeige mit Sharepic in der Facebook-Werbebibliothek (archiviert)
dpa-Faktencheck zu erfundenem Zitat, Jannis Niewöhner zugeschrieben
dpa-Faktencheck zu erfundenem Zitat, Meryem Uzerli zugeschrieben
dpa-Faktencheck zu erfundenem Zitat, Till Lindemann zugeschrieben
ZDF-Bericht über prorussische Desinformations-Kampagne (archiviert)
dpa-Faktencheck «Gefälschter »Morgenpost»-Artikel ist Teil einer Fake-Kampagne»
Mitteilung des Rats der EU zu den Sanktionen (archiviert)
Facebook-Beitrag mit der erfundenen Aussage (archiviert, Foto archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
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