Digitale Manipulation

Medien-Fälscher verbreiten erfundene Polizei-Warnung

03.05.2024, 11:14 (CEST)

Verbreiter von Desinformationen geben sich oft als seriöses Medium aus. Wer genauer hinschaut, kann die Fakes jedoch erkennen.

Im Digitalen ist es leicht, sich als jemand auszugeben, der man gar nicht ist. Verbreiter von Desinformation fingieren derzeit regelmäßig Online-Auftritte von Zeitungen und anderen Medien, um ihren falschen Inhalten eine vertrauenswürdige Form zu geben. Zum Beispiel gibt es ein einminütiges Video, das angeblich von der Deutschen Welle (DW) stammt. Das Video mit «DW»-Logo verbreitet eine angebliche Warnung der Berliner Polizei. Diese habe eine ukrainische «Hacker-Gruppe» verhaftet, die sich mittels manipulierter Wifi-Spots in private Handys gehackt habe, um Daten und Krypto-Geld abzufangen. Die Polizei warne deshalb davor, zur anstehenden Fußball-Europameisterschaft öffentliche Wifi-Netzwerke zu nutzen.

Bewertung

Das Video ist eine Fälschung. Auch die darin verbreitete angebliche Warnung der Polizei ist erfunden.

Fakten

Das Video und sein Inhalt sind gefakt. Ein Sprecher der Deutschen Welle teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage schriftlich mit: «Das Video stammt nicht von der DW. Sie erkennen den Unterschied zu unseren Social-Video-Produktionen zum Beispiel an einer leicht anderen Schriftart. Auch setzen wir kein Logo an den oberen rechten Rand.» Dementsprechend hat auch die Polizei Berlin der dpa auf Anfrage schriftlich mitgeteilt, dass ihr keine Verhaftungen bekannt sind und sie auch keine Warnung ausgegeben hat.

Regelmäßig fluten Fälscher mittlerweile das Internet mit fingierten Medienberichten. Wie die Deutsche Welle selbst schon 2022 berichtete, setze die russische Propaganda unter anderem auf die Verbreitung solcher Medien-Fakes. Diese nutzen laut Experten die Glaubwürdigkeit bekannter Nachrichtenmedien aus, um Desinformation zu verbreiten und Misstrauen gegenüber Medien zu säen. Beispielsweise gaben sich die Fälscher in zahlreichen Videos als BBC aus.

Wie bei anderen Fälschungen fallen auch in diesem Fall Fehler auf. Zu Beginn geht es um die behauptete Verhaftung in Berlin - doch bei Sekunde 0:08 ist der Sendlinger-Tor-Platz in München zu sehen. Auf dem Bild am Abschluss des Videos steht «Copyright 2023», obwohl die Deutsche Welle bei ihren Videos aus diesem Jahr diese Angabe aktualisiert hat. Ungewöhnlich ist auch, dass die vermeintlichen Journalisten an einer Stelle im Video einige Namen der angeblich Verhafteten auflisten. Nach dem deutschen Pressekodex (Richtlinie 8.1.) soll das nur unter bestimmten Bedingungen passieren.

(Stand: 2.5.24)

Links:

Artikel mit Fake-Video (archiviert) (Video archiviert)

DW auf Instagram (archiviert)

Sendlinger Tor Platz bei Maps (archiviert)

DW über Medien-Fakes von prorussischer Seite (archiviert)

dpa Faktencheck

Pressekodex (archiviert)

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