Keine französischen Truppen in der Ukraine - Video stammt aus Polen

Im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg wird das ukrainische Militär von anderen Ländern vor allem mit Waffen unterstützt. Immer wieder versuchen prorussische Aktivisten auch eine direkte Beteiligung westlicher Truppen am Kriegsgeschehen zu belegen. Ein Video von Militärfahrzeugen wird mit der Behauptung verbreitet, Frankreich habe zur Unterstützung gegen Russland Bodentruppen in die ukrainische Stadt Odessa gesendet. Kann das sein?

Bewertung

Falsch. Das Video zeigt keine französischen Truppen in und um Odessa, sondern polnische Militärfahrzeuge in Polen.

Fakten

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte auf der internationalen Ukraine-Konferenz am 26. Februar 2024 in Paris für Aufsehen gesorgt: Vor mehr als 20 Staats- und Regierungschefs schloss er den Einsatz französischer Bodentruppen in der Ukraine für den Abwehrkampf gegen Russland nicht aus.

«Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen zu entsenden», sagte Macron. «Aber in der Dynamik darf nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann.» Den Gedanken wiederholte er in einem Interview mit dem «Economist» am 2. Mai 2024.

Ein solcher Schritt ist aber bislang völlig hypothetisch. Französische oder andere Bodentruppen westlicher Länder kämpfen nicht an der Seite der Ukraine. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat einer Entsendung westlicher Soldaten in die Ukraine bisher eine Absage erteilt.

Video stammt aus Polen, nicht aus dem ukrainischen Odessa

Das in sozialen Medien verbreitete Video ist über eine Bildrückwärtssuche zu finden: Es ist seit spätestens 20. März 2024 auf dem Facebook-Profil eines polnischen Nutzers online. Zu sehen sind Aufnahmen aus einem Baustellenfahrzeug heraus.

Die Sattelschlepper im Video tragen Kennzeichen mit den Buchstaben «UG» und «UE». Diese Buchstabenkombinationen gehören zu Spezialfahrzeugen und Lastkraftwagen des polnischen Militärs. Vergleichbare Aufnahmen von anderen Armeefahrzeugen aus Polen tragen auch solche Nummernschilder (hier oder hier).

Google Street View zeigt den Ort im Sommer

Aufnahmen auf Google Street View beweisen, dass das Video in Polen gedreht wurde. Auf den älteren Bildern aus dem Jahr 2019 sind trotz der üppigeren Vegetation dieselben Häuser, ein Strommast und Bodenmarkierungen für die Bushaltestelle zu erkennen. Die Straßenarbeiten im Video gab es also auf der Landstraße DK65 im Dorf Wityny, nördlich der Stadt Elk.

Zu diesem Ergebnis kommen auch Faktenchecker der französischen Nachrichtenagentur AFP, die in ihrem Text auf militärische Einrichtungen in der Umgebung der polnischen Stadt verweisen.

Fahrzeuge in polnischen Beständen, nicht französischen

Die Fahrzeuge im Video passen ebenso nicht zur Behauptung, denn die französischen Streitkräfte führen sie nicht in ihrem Bestand.

Zu sehen sind etwa ein Mercedes-Benz der Reihe Zetros (an zweiter Stelle) und am Ende des Trosses ein Iveco Trakker. Beide Typen sind in der polnischen Armee zu finden (hier und hier). In der Liste der Logistikfahrzeuge im französischen Militär tauchen sie hingegen gar nicht auf.

Auch beim Transportgut handelt es sich um polnisches Equipment. Zu sehen ist etwa auf dem Iveco Trakker ein sowjetischer Laster des Modells ZIL 131. Dieser Standardlastwagen kam unter anderem zum Transport von Raketen im Warschauer Pakt zum Einsatz. Zu den Staaten des früheren Militärbündnisses gehörte Polen, Frankreich hingegen nicht.

(Stand: 15.5.2024)