Umfrage fehlinterpretiert
Thüringen-AfD liegt aktuell bei rund 30 Prozent
22.4.2024, 16:28 (CEST)
Die Skepsis war groß, als der CDU-Politiker Mario Voigt in ein Streitgespräch mit AfD-Rechtsaußen Björn Höcke einwilligte. Viele befürchteten, dass die AfD von solch einem Format mehr profitieren würde als die CDU. Nach dem TV-Duell vom 11. April 2024 scheint sich diese Prognose bewahrheitet zu haben: Die Partei soll nun angeblich bei 41 Prozent liegen. Was haben die jüngsten Umfragen wirklich ergeben?
Bewertung
So hoch war die Zustimmung zur AfD in Thüringen noch nie in einer seriösen Wahlumfrage. Die jüngsten Umfrageergebnisse zur Sonntagsfrage sehen die Partei bei rund 30 Prozent. Die 41 Prozent stammen aus einer Umfrage mit einer anderen Fragestellung.
Fakten
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka verbreitete das Bild am 15. April bei Facebook mit dem Kommentar: «Wie schwer muss es dem Focus gefallen sein, über dieses Ergebniss zu berichten?» (Schreibweise im Original) Tatsächlich veröffentlichte der «Focus» am selben Tag die Ergebnisse einer Umfrage.
Das Umfrageinstitut Civey hatte im Auftrag des Magazins gefragt: «Ist die AfD nach dem TV-Duell zwischen Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU) für Sie eher mehr oder eher weniger wählbar?» 40 Prozent antworteten, dass die Wahrscheinlichkeit abgenommen hat, dass sie die AfD wählen. 41 Prozent hielten sie zu diesem Zeitpunkt für mehr wählbar.
Es wurde also nicht wie bei klassischen Sonntagsfragen erhoben, welche Partei die Teilnehmenden wählen würde, sondern wie sich die Einstellung zur AfD verändert hat. Die jüngsten Umfrageergebnisse wurden Mitte März veröffentlicht: Bei einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des MDR vom 19. März kam die AfD auf 29 Prozent. In einer Insa-Umfrage im Auftrag der Funke Medien Thüringen vom 19. März lag die Partei bei 31 Prozent.
Die AfD lag in Thüringen in der Sonntagsfrage noch nie über 40 Prozent.
(Stand: 22.4.2024)
Links
Facebook-Post Stephan Protschka (archiviert)
Chronik von Wahlumfragen zur Landtagswahl in Thüringen (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.