Sensible Sprache
Schottische Organisation empfiehlt «Eltern» statt «Vater» und «Mutter»
22.4.2024, 15:07 (CEST)
Auf der ganzen Welt setzen sich Initiativen dafür ein, bestimmte Wörter nicht mehr zu benutzen und sie mit anderen sensibleren Begriffen zu ersetzen. In vielen Ländern wollen das auch Regierungen umsetzen. So soll angeblich die schottische Regierung die Wörter «Mutter» und «Vater» zur «Hassrede» erklärt haben, heißt es in einem Beitrag auf Threads. Aber stimmt diese Nachricht wirklich?
Bewertung
Die Empfehlung, andere Wörter als «Mutter» und «Vater» zu verwenden, stammt von einer Wohltätigkeitsorganisation und nicht der schottischen Regierung.
Fakten
Der Vorschlag, den Begriff «Eltern» statt «Mutter» und «Vater» zu benutzen, stammt von der schottischen Wohltätigkeitsorganisation «Scotland’s International Development Alliance». Sie ist keine staatliche Einrichtung oder politische Institution, ist aber neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden unter anderem vom schottischen Staat finanziert.
In einem «inklusiven Sprachleitfaden» vom Februar 2024 erklärt die Organisation die Begriffe «Vater» und «Mutter» für problematisch und empfiehlt, stattdessen die Begriffe «Eltern» oder «Erziehungsberechtigte» zu benutzen. Der Leitfaden will eine «anti-unterdrückerische» Sprache entwickeln, Ziel sei es «dabei zu helfen, Voreingenommenheit zu vermeiden, aufzuhören, bestehende Machtstrukturen zu stärken, und Respekt zu vermitteln».
In Großbritannien gab es Kritik an den Empfehlungen. Der «Daily Mail» sagte ein Vertreter der Organisation: «Besonders im Hinblick auf die Begriffe "Mutter" und "Vater" ermutigen wir die Menschen lediglich dazu, darüber nachzudenken, ob ein geschlechtsspezifischer Begriff am angemessensten ist oder ob es sich tatsächlich um einen Elternteil oder Erziehungsberechtigten handelt.»
Der Screenshot mit der Behauptung zeigt einen Ausschnitt eines Artikels, in dem trotz der falschen Überschrift in Text darauf hingewiesen wird, dass die Empfehlung von einer Organisation und nicht der Regierung stammt.
Tatsächlich ist in Schottland jüngst ein neues Gesetz gegen Hasskriminalität in Kraft getreten, das dort kontrovers diskutiert wird. Neben rassistisch motivierten Taten und Aufrufen zum Hass sind nun auch solche aufgrund von Alter, Behinderung, Religion, sexueller Orientierung oder Transidentität unter Strafe gestellt. In dem Gesetz heißt es aber nicht, dass die Begriffe «Mutter» und «Vater» als Hassrede gelten sollen.
(Stand: 22.4.2024)
Links
Leitfaden (archiviert)(Funding archiviert)(PDF archiviert)
Eintrag im Register von Wohltätigkeitsorganisation (archiviert)
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