Wiederkehrendes Wetterphänomen

Wind weht magnetischen Staub aus Nordafrika nach Europa

19.04.2024, 09:04 (CEST)

Rötlicher Sand, der magnetisch sein soll? In sozialen Netzwerken wird infrage gestellt, ob es sich dabei überhaupt um Saharastaub handelt, weil dieser gar nicht magnetisch sein könne. Das ist falsch.

Wenn Wind große Mengen an Staub aus der afrikanischen Sahara nach Europa bläst, handelt es um ein wiederkehrendes Wetterphänomen. Das zweifeln manche Nutzer in sozialen Netzwerken an: Die Regierung wolle uns damit zum Narren halten, weil Sand gar nicht magnetisch sein könne, heißt es. Kann das sein?

Bewertung

Nein, denn der zu uns gewehte Staub aus der Sahara kann durchaus magnetisch sein. Das liegt an seiner Zusammensetzung.

Fakten

Zur Behauptung wird oft ein Video geteilt. Darin fegt jemand rötlichen Staub auf der Windschutzscheibe eines Autos so zusammen, sodass einer kleiner Haufen steht. Mit einem offenbar magnetischen Gerät wird anschließend demonstriert, dass die Partikel tatsächlich angezogen werden. Weil Sand - so wird behauptet - nicht magnetisch sein könne, steht im Text-Overlay zum Video die Frage: «Ist das wirklich Sahara Sand?» (sic)

Was in diesem Video tatsächlich zusammengefegt wurde, bleibt unklar. Es könnte sich durchaus um Staub aus der Sahara handeln, die sich im Norden über den gesamten afrikanischen Kontinent von West nach Ost erstreckt. Denn die folgende scheinbare magnetische Reaktion ist genauso einfach erklärbar wie die rötliche Färbung: Im rötlich gefärbten Wüstensand finden sich neben Quarzkörnern auch «winzige Körner des Minerals Hämatit», wie Harald Strauß vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Münster in einem Online-Ratgeberstück erklärt.

Wüste besteht aus Gesteinen mit magnetischen Eigenschaften

Bei Hämatit handelt es sich um ein Eisenoxid, das in Gesteinsarten vorkommt und magnetisch reagiert. «Die Sahara ist vor allem eine Stein-, Fels- oder Geröllwüste», erklärt dazu Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Nach Angaben des Lexikons der Geowissenschaften gibt es eine ganze Reihe von Gesteinen mit magnetischen Eigenschaften.

Wenn beispielsweise das Magnetit-Gestein durch Verwitterung zu Staub wird, bleiben die einzelnen Staubkörner magnetisch. Der Sand wird dann vom Magneten angezogen. Live erlebbar ist das etwa im Bremer Wissenschaftsmuseum «Universum», wo Besucher mit magnetischem Sand experimentieren können.

Magnetit kommt praktisch auf der gesamten Erde vor, auch in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz. Große Vorkommen gibt es laut Mineralienatlas auch in Marokko am Nordrand der Sahara, wo Magnetit vor allem im Hohen Atlasgebirge gefunden wird.

So kommt der Staub auf die europäischen Autoscheiben

Saharastaub in der mitteleuropäischen Luft ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kein seltenes Phänomen. Dabei werden Teilchen in der größten Trockenwüste der Welt in Nordafrika aufgewirbelt und vom Wind Tausende Kilometer nach Norden getragen - vor allem im Frühjahr und im Herbst. Solche Staubpartikel kommen demnach im Jahr etwa fünf- bis 15-mal nach Europa - aber nur selten in Konzentrationen wie zuletzt Ende März zum Osterwochenende 2024.

Der Grund für diese Intensität war laut DWD ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet über dem Atlantik, an dessen Seite eine sehr kräftige Windströmung den Staub von Süden nach Mitteleuropa transportierte.

(Stand: 18.04.2024)

Links

FAQ beim DWD zu Saharastaub (archiviert)

Wetter- und Klimalexikon des DWD zu Saharastaub (archiviert)

Zur Lage der Sahara in Nordafrika (archiviert)

Universität Münster zu Sand in der Wüste (archiviert)

Lexikon der Geowissenschaften zu Gesteinsmagnetismus (archiviert)

BGR zum Vorkmommen von Gesteinen in der Sahara (archiviert)

Magnetismus von Gesteinen bei Chemieunterricht.de (archiviert)

Sandmagnet im Wissenschaftsmuseum «Universum» (archiviert)

Mineralienatlas zu Magnetit (archiviert)

Beitrag bei Facebook (Beitrag archiviert, Video archiviert)

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