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US-Artikel verbreitet gefälschten Scholz-Post zur Corona-Pandemie

18.04.2024, 15:43 (CEST)

Im April 2023 sind die Corona-Schutzmaßnahmen ausgelaufen. Ein Jahr später kursiert eine Falschbehauptung: Die Regierung habe zugegeben, dass die Pandemie nie existierte.

Auch lang nach ihrem Ende bleibt die Corona-Pandemie ein beliebtes Thema für Desinformationen. Im April 2024 heißt es zum Beispiel in einem Facebook-Post: «Die deutsche Regierung gibt zu, dass es nie eine Pandemie gegeben hat.» Dazu werden ein Foto von Olaf Scholz und der Screenshot eines Social-Media-Posts geteilt, von dem man allerdings nur einen kleinen Teil erkennt. Ist das wirklich geschehen?

Bewertung

Die Regierung hat derartiges nicht mitgeteilt. Der gezeigte Post ist eine Fälschung.

Fakten

An keiner Stelle haben die aktuelle Bundesregierung, der Bundeskanzler, Ministerinnen oder Minister erklärt, dass es die Corona-Pandemie nicht gegeben hat. Aber wie kommt es dann zu dieser Behauptung?

Gefälschter X-Post von Olaf Scholz

Der Text aus dem Facebook-Post basiert auf einem Artikel einer englischsprachigen Seite, die schon häufiger durch falsche Behauptungen aufgefallen ist. Darin ist der Screenshot eines vermeintlichen X-Posts von Bundeskanzler Olaf Scholz zu sehen. Darin habe Scholz geschrieben, dass es keine Pandemie gegeben habe - doch der Post ist auf dem offiziellen Account von Scholz nicht zu finden.

Die Deutsche Presse Agentur (dpa) hat die folgende Suchanfrage in Google eingegeben, um das Twitter-Profil nach dem Satz im Bild zu durchsuchen: site:twitter.com/Bundeskanzler/ «psy-op». Sie führte zu keinen Ergebnissen. Die Seite «The People's Voice» verbreitet regelmäßig gefälschte Screenshots.

Geschwärzte Passagen in RKI-Protokollen

Der Artikel bezieht sich auf die teils geschwärzten Protokolle des Krisenstabs des Robert Koch-Instituts (RKI), die vor kurzem an die Öffentlichkeit gelangt sind. In diesem Zusammenhang wird aus dem X-Post eines deutschen Finanzwissenschaftlers zitiert. Dieser behauptet, die Protokolle würden zeigen, dass die Pandemie ein «Betrug» gewesen sei. Sein Argument: Angeblich gründete die Verschärfung der Maßnahmen im März 2020 «nicht auf einer fachlichen Einschätzung des RKI, sondern auf der politischen Anweisung eines externen Akteurs».

Doch die Behauptung, dass keine fachliche Einschätzung zu der Entscheidung führte, ist irreführend. Mitte März 2020 stiegen die Corona-Fallzahlen in Deutschland an. Aus den Protokollen geht lediglich hervor, dass noch die Zustimmung einer bestimmten Person fehlte, um die Risikobewertung zu veröffentlichen. Mehrere Quellen gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Mitarbeiter des RKI handelt.

(Stand: 18.4.2024)

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