Mit Raketen und Drohnen

Russland greift Ziele in allen Teilen der Ukraine an

16.4.2024, 16:58 (CEST)

Ein Muster anti-ukrainischer Desinformation ist es, Ukrainern pauschal niedere Motive für die Flucht aus dem Land zu unterstellen. In diesem Fall soll eine Karte einen falschen Eindruck verbreiten.

Wegen des vor zwei Jahren begonnenen russischen Angriffskriegs haben Millionen Menschen die Ukraine verlassen. In Deutschland leben aktuell rund 1,14 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine. Im Netz stellen User die Frage, ob es wirklich so viele Menschen nötig haben zu flüchten. Die Argumentation: Mehr als vier Fünftel der Ukraine seien «sicher». Unterstützen soll die Behauptung eine Karte der Ukraine, die angeblich zeigt, welche Gebiete der Ukraine vom Krieg betroffen sind - nämlich nur Gebiete im Osten an der Grenze zu Russland.

Bewertung

Russland greift seit zwei Jahren immer wieder mit Raketen und Drohnen Städte und Regionen bis weit in den Westen der Ukraine an.

Fakten

Im Frühjahr 2024 konzentriert Russland wochenlange Drohnenangriffe auf die Millionenstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine - Charkiw liegt außerhalb der in der Karte markierten Gebiete. Befürchtet wird, dass Charkiw mit diesen Angriffen allmählich unbewohnbar gemacht werden soll.

Der Bürgermeister von Charkiw sagte, bei einem Angriff Anfang April seien acht Menschen getötet worden. Im Februar sollen mindestens sieben Bewohnerinnen bei den Drohnenangriffen getötet worden sein. Auch im Januar gab es laut Behörden Tote durch russische Raketenangriffe. Doch Charkiw ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass der Krieg bei weitem nicht nur einen Teil der Ukraine betrifft.

Die russische Einnahme der Hauptstadt Kiew zu Beginn der Invasion im Februar 2022 misslang. Dennoch ist die Stadt seitdem immer wieder Angriffen Russlands aus der Luft ausgesetzt gewesen, zuletzt etwa Ende März, im Februar, im Dezember 2023 und November 2023.

Die Hafenstadt Odessa ist ebenfalls immer wieder Ziel von russischen Angriffen. Mitte März sind dort laut ukrainischen Angaben mindestens 20 Menschen bei russischen Raketenangriffen getötet worden, auch davor gab es schon tödliche Angriffe, etwa Anfang März. Auch Poltawa im Zentrum des Landes wird immer wieder von Russland angegriffen.

Diese Meldungen liefern kein vollständiges Bild aller einzelner Angriffe Russlands auf das Land. Dokumentiert werden die Angriffe zum Beispiel bei der Online-Karte liveuamap.com, bei der Süddeutschen Zeitung oder beim Institute for the Study of War. Abseits der Front an den besetzten Gebieten greift Russland seit längerem immer wieder die Energieinfrastruktur der Ukraine an, wovon Millionen Menschen betroffen sind.

Die Unterstellung, vom Krieg sei nur ein Teil der Ukraine betroffen, gibt es schon länger und war auch damals falsch. Spätestens seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 ist jede Region der Ukraine von Raketenangriffen, Cyber-Attacken sowie wirtschaftlichen wie sozialen Folgen des Krieges betroffen. Laut dem Auswärtigen Amt besteht zudem überall im Land immer noch die Gefahr von nicht explodierter Munition.

Zusammengefasst: Die Behauptung ist falsch, mehr als vier Fünftel des Staatsgebietes der Ukraine seien sicher und nicht von russischen Angriffen betroffen.

(Stand: 16.4.2024)

Links:

Post (archiviert)

Meldung Charkiw (archiviert)

Charkiw bei Maps (archiviert)

Meldung April (archiviert)

Meldung Februar (archiviert)

Meldung Januar (archiviert)

Zu Kiew (1)(archiviert)

Kiew (2)(archiviert)

Kiew (3)(archiviert)

Kiew (4)(archiviert)

Odessa (archiviert)

Odessa (2)(archiviert)

Poltawa (archiviert)

Poltawa bei Maps (archiviert)

liveuamap (archiviert)

SZ (archiviert)

Institute for the Study of War (archiviert)

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dpa-Faktencheck (2)

Auswärtiges Amt zur Lage in der Ukraine zum 15.4.2024 (archiviert)

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